Deutschland gilt als eines der wald- und holzreichsten Länder Europas, weshalb eine langfristige Strategie zur Erhaltung und Nutzung der Waldflächen notwendig ist. Im sechsten Teil der Reihe „Agenda 2030“ des Politischen Bildungsforums Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung sprach Corinna Geißler, Leiterin des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzinstituts Gotha, über Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft. Moderiert wurde die Veranstaltung von KAS-Stipendiatin Charlotte Becker.
Die Landesanstalt Thüringen Forst kümmert sich um alle Waldflächen in Thüringen und ist Ansprechpartner für Fragen diesbezüglich. Sie haben unter anderem für die Erhaltung der Wälder zu sorgen, damit noch in Zukunft von ihnen profitiert werden kann. So müssen die diversen Baum-, Tierarten und Lebensräume beschützt werden, indem der Wald angemessen bewirtschaftet wird. Das Forschungs- und Kompetenzinstitut Gotha ist eine Einrichtung von Thüringen Forst, die sich hauptsächlich mit Aspekten der Forschung beschäftigt. So führen sie ein Inventar des ganzen Waldes, erstellen die gesamten geografischen Informationssysteme und sind für den Waldschutz und das Umweltmonitoring zuständig.
Vielen ist nicht bekannt, dass der Begriff der Nachhaltigkeit vor über 300 Jahren in der Forstwirtschaft entstanden ist. Damals war der Bergbau gefährdet, welcher von Holz abhängig ist. Um das Problem zu lösen, durfte nicht mehr Holz genutzt werden als nachwachsen konnte. Dieses Verständnis des Begriffes Nachhaltigkeit erlebt in den letzten Jahren einen Wandel. Heute findet man ihn in fast allen Lebensbereichen und meint zumeist Ressourcenschutz und Generationengerechtigkeit. Im Wald selbst herrscht heutzutage eine Verschiedenheit des Begriffes, so gibt es die Flächennachhaltigkeit, die ökologische, funktionale und soziale Nachhaltigkeit.
Der Klimawandel hat eine Waldklimakatastrophe zur Folge, die ganz Deutschland und somit auch den Thüringer Wald betrifft. Vor allem die letzten drei Jahre waren für den Wald eine Herausforderung. So herrschten teilweise zu hohe Temperaturen, es gab kein Wasser oder es regnete zum falschen Zeitpunkt. Dies hat zu massiven Waldschäden geführt, die eine Waldsanierung notwendig machten, so Geissler. Zurzeit ist es schwer sich beim Thema Klimaschutz zu einigen, da sich die Meinungen bezüglich der Lösung spalten. Einige empfehlen Waldflächen stillzulegen, damit sich die Natur entwickelt, wie sie möchte. Allerdings ist die Holzverwendung ebenfalls gut, um den CO2-Wert zu senken, denn wenn man Holz verbaut und langfristig bindet, dann wird CO2 aus dem System herausgenommen. Eine weitere Herausforderung für den Wald ist der DDR-Zeit geschuldet, in der die Luft stark verschmutzt wurde und zu Bodenversauerungen geführt hat.
Nach ersten Anzeichen einer Waldkatastrophe gab es sofortige finanzielle Unterstützung seitens der Politik in Thüringen. Allerdings hofft Geißler auf eine Absicherung langfristiger Waldforschung, die sehr viel Zeit benötigt und mehrere Legislaturperioden überdauert, um weiter gegen die Folgen des Klimawandels vorgehen zu können. Zudem sollte man weiter an Arbeitskräftegewinnung und Ausbildung im Bereich Forst und Waldbewirtschaftung arbeiten und mehr investieren. Auch das Thema Ökosystemdienstleistung und dessen Finanzierung muss im Zuge des Klimawandels an Wichtigkeit gewinnen. Zuletzt wünscht sie sich, dass der Konflikt zwischen Naturschutz, Klimaschutz, Biodiversität und Waldbewirtschaftung konstruktiv angegangen wird und es in Thüringen zukünftig ein gut abgestimmtes Konzept für die Waldbewirtschaftung gibt.
Agenda 2030: Nachhaltigkeit und Forstwirtschaft
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