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Väter und ihre Kinder – Zur Bedeutung von Vorbildern jenseits von Geschlechterklischees

Reden wir über Familie - Der Feierabendtalk

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Gesellschaftliche Entwicklungen, wie die voranschreitende Gleichberechtigung und modernere Familienvorstellungen, wirken sich vermehrt auf Eltern und insbesondere auf Väter aus. Die damit verbundenen Anforderungen nehmen zu und das Vater-Bild wandeln sich zunehmend. Doch wie können Väter mit diesen Veränderungen und dem steigenden Druck umgehen? Zu diesem Thema hat das Politische Bildungsforum Thüringen einen Familien-Talk mit Carsten Vonnoh arrangiert. Der Väter-Coach und Buchautor sprach über: Väter und ihre Kinder – Zur Bedeutung von Vorbildern jenseits von Geschlechterklischees. Moderiert wurde die Veranstaltung von Andrea Ludwig.

 

Zu Beginn berichtete Carsten Vonnoh von seiner Arbeit als Väter-Coach und gab einen Einblick in seine Tätigkeiten. Seine Hauptaufgabe bestehe darin, Väter dabei zu begleiten, ihre Aufgabe und Rolle als Vater nach ihren individuellen Vorstellungen zu finden und eine positive Vater-Kind-Beziehung aufbauen zu können. Denn Eltern seien noch immer die wichtigsten Bezugspersonen für ihre Kinder, besonders in den ersten Lebensjahren. Vonnoh verweist in diesem Zusammenhang auf die Vaterfiguren der Nachkriegsgeneration, welche durch die Kriegsgeschehnisse oft gar nicht vorhanden oder emotional schwer traumatisiert waren. Daher sollten sich Väter heute bewusst die Frage stellen, was für eine Art von Vater sie seien möchten und wie sie mit ihren Kindern interagieren wollen. Dabei sei es wichtig sich einerseits selbst Vorbilder zu suchen, um andererseits ein Vorbild für ihre Kinder sein zu können.

 

Durch gesellschaftliche Veränderungen wird das tradierte Familienmodell der Hausfrau und Mutter und des arbeitenden Vaters zunehmend hinterfragt. Hinzu kommt die Wandlung des normativen Familienkonstruktes durch Trennungen und Scheidungen und neu entstehende Patchwork-Familien, sowie Regenbogenfamilien. Vonnoh ermutigt Familien in diesem Zusammenhang ihren Alltag selbst zu gestalten und Entscheidungen an individuelle Lebenslagen anzupassen. Durch das öffentlich propagierte Idealbild einer Familie entstehe zusätzlicher Druck auf Familien, diesem Ideal auch zu entsprechen. Dieser Umstand wirke sich häufig negativ auf das Familien- und Beziehungsleben aus. Daher argumentiert Vonnoh, dass Eltern untereinander, aber auch mit ihren Kindern, offen und ehrlich kommunizieren sollten. Grenzen und individuell benötigter Raum sowie das Zeigen der eignen Verletzbarkeit sollte ermöglicht werden. Weiterhin berichtete Vonnoh davon, dass Frauen sich häufig über ihre Partner monierten, welche sich in den Bereichen Kindererziehung und Haushaltsplanung häufig gedanklich ausklinken würden. Auch hier liege der erste Schritt darin, sich gegenseitig zuzuhören und die Gefühle und Gedanken des Partners ernst zu nehmen. Vonnoh betonte weiterhin, dass es nicht die typisierte intakte Familie gäbe, da in jeder Familie Themen vorhanden seien, an denen gemeinschaftlich gearbeitet werden könne, um den Familienalltag zu verbessern.

 

In Bezug auf die Bedeutung einer positiven Vaterbeziehung führt Vonnoh an, sie zeige sich auch darin, dass Töchter und Söhne ihren Vater als den ersten Mann wahrnehmen würden. Väter haben demnach erheblichen Einfluss darauf, wie ihre Kinder, im Besonderen ihre Töchter, Männern begegnen. Dennoch betonte Vonnoh, dass Kinder nicht zwingend Mutter und Vater für eine gute Entwicklung bräuchten. Nicht zuletzt, weil diese Anforderung die Realität nicht widerspiegeln würde. In diesen Fällen würden sich Kinder automatisch andere Bezugspersonen suchen, erläutert Vonnoh. Eine abwesende Vaterfigur führe jedoch dazu, dass sich Kinder ein Idealbild des Vaters kreieren, welches sie noch im Erwachsenenalter beeinflusse. 

 

In den vergangenen Jahrzehnten veränderten sich jedoch auch die Wünsche und Bedürfnisse von Vätern zunehmend. Vonnoh legt dar, dass Väter heutzutage mehr am Leben ihrer Kinder teilhaben und eine erfüllte und gleichberechtigte Partnerschaft führen möchten. Dadurch verbrächten Väter mehr Zeit bewusst mit ihren Kindern und machten dabei ähnliche Bindungserfahrungen wie Mütter. Entgegen den gängigen Vorstellungen, welche von einer Differenz in Bezug auf die Bindung zwischen Kind und Vater bzw. Mutter ausgehen, können Väter Beziehungen zu ihren Kindern aufbauen, welche genauso prägend und intensiv seien wie die Mutter-Kind-Beziehung. Vonnoh betonte, dass er sich von Unternehmen und Betrieben mehr Unterstützung für junge Väter wünscht, da eine längere Elternzeit beim Vater oftmals noch die Ausnahme sei und von Unternehmen nicht genug gefördert werde. Gerade die ersten drei Lebensjahre eines Kindes seien jedoch bedeutend für die Ausbildung von Bindungen und damit für die langfristige Beziehung zwischen Kind und Vater.

 

Weiterhin sei der Umgang mit Emotionalität, sowohl der Kinder aber auch der Eltern entscheidend. Väter hätten, teilweise aufgrund ihrer eigenen Kindheit, Schwierigkeiten mit der Emotionalität ihrer Kinder umzugehen und eigene Emotionalität zuzulassen. Daher sei es entscheidend, sich mit der eigenen Hilflosigkeit auseinanderzusetzen und über seine individuellen Grenzen zu sprechen. Denn im Gegensatz zu Müttern, welche nach und vor der Geburt durch entsprechende Netzwerke in Kontakt mit anderen Müttern kommen und sich austauschen können, gäbe es diese Möglichkeiten für Väter oftmals nicht. Daher entstehe bei Vätern das Gefühl, allein mit ihren Problemen und Gedanken zu sein. Diese Tendenz wird durch den gesellschaftlichen Druck des starken Geschlechts auf Männer verstärkt. Um ein guter Vater zu sein, sei daher eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater zielführend. Entscheidend sei, sich zu fragen, welche Sichtweisen und Handlungsmuster der eigene Vater vermittelt hat und was daran verändert und verbessert werden kann und sollte. Bereits die Intention zur Auseinandersetzung mit der Rolle des Vaterseins zeige, dass sich Väter auf dem richtigen Weg befinden. Gerade auch die Corona-Pandemie und das damit verbundene Home-Office hätten vielen Vätern deutlich gemacht, dass sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten. Daher ist Vonnoh der Meinung, dass Familienfreundlichkeit in der Arbeitswelt in Zukunft ein großes Thema bleiben wird.

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Väter und ihre Kinder - Zur Bedeutung von Vorbildern jenseits von Geschlechterklischees

Wir sprechen mit dem Autor, Vater und Väter-Coach Carsten Vonnoh

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Maja Eib

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Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Thüringen

maja.eib@kas.de +49 (0) 361 65491-0 +49 (0) 361 65491-11
Publikime
2021-06-07
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