PBF Thüringen KAS
Daniel Braun, kommissarischer Leiter des Politischen Bildungsforums der Konrad-Adenauer-Stiftung, begrüßt das Publikum.
Die Vorführung von Isa Willingers Dokumentarfilm "Hi, Ai".
Diskussion mit Isa Willinger zu ihrem Film "Hi, Ai".
Willingers Dokumentarfilm setzt statt auf Experteninterviews und erklärende Off-Kommentare auf futuristisch anmutende Bilder und cineastische Kameraführung und Handlungsstrukturen, die mehr an einen Spielfilm als an einen Dokumentarfilm erinnern. Somit war es nicht verwunderlich, dass nach der Filmvorführung eine der ersten Publikumsfragen daran interessiert war ob die Roboter und die Menschen in dem Film sich nach einem Skript verhielten oder ob der Film tatsächlich nur dokumentiert anstatt inszeniert. Willinger stellte daraufhin klar, dass es sich bei „Hi, Ai“ um einen Dokumentarfilm handelt und somit die Menschen in dem Film keine Schauspieler sind und den Robotern auch nicht einprogrammiert wurde was sie sagen sollen. Willinger begleitete schlichtweg echte Menschen, die mit Robotern zusammenleben wollen beim Kennenlernen der Roboter mit der Kamera.
Ein anderer Zuschauer merkte an, dass für ihn die Welt auch ohne künstliche Intelligenz und humanoide Roboter gut funktioniere und fragte warum man traditionell menschliche Rollen und Arbeiten überhaupt durch solche Roboter ersetzen sollte. Laut Willinger handelt es sich hierbei jedoch nicht um die Frage ob wir wollen, dass künstliche Intelligenz Teil unseres Alltags wird, sondern um eine Tatsache, dass es so kommen wird, ob wir wollen oder nicht, weil die Entwicklung von KI nicht mehr aufzuhalten ist. Statt KI von vornherein abzulehnen, schlägt Willinger deshalb vor sich kritisch mit KI und all ihren Möglichkeiten und Gefahren auseinanderzusetzen – und zwar noch bevor diese in unserem Leben allgegenwärtig werden. Zu viele mächtige Interessen – vom US Militär bis hin zu Großunternehmen wie Google, Amazon und Facebook – hängen inzwischen an der Weiterentwicklung von KI um diese noch aufhalten zu können. Deswegen sollten sich, laut Willinger, Regierungen und Zivilgesellschaften jetzt vielmehr mit ethischen Fragen zum sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit KI befassen.
Abschließend wurde auch noch darüber debattiert ob die Kultur Japans und zu einem gewissen Grad auch die der Vereinigten Staaten dazu führt, dass die Menschen dort menschenähnlichen Robotern offener und aufgeschlossener gegenüberstehen als in Europa. Willinger erklärte, dass in japanischer Kultur und Glauben auch unbelebte Dinge eine Seele haben können und die Menschen daher eher bereit sind Roboter wie Mitmenschen zu behandeln. Das merkt man auch an den japanischen Frauen in Willingers Film, die stets höflich und freundlich zu Pepper sind und sich mit ihm beschäftigen wie mit einem Kind.
Isa Willingers Dokumentarfilm gewährt den Zuschauern einen ersten Einblick in eine Lebensrealität, die in relativ naher Zukunft um einiges weiter verbreitet sein wird und auch in Europa zunehmend unseren Alltag umstrukturieren wird. Dadurch trägt sie früh dazu bei, dass die Debatte über unseren Umgang mit intelligenten Robotern viele Menschen erreicht und zum Nachdenken anregt. Durch diese und ähnliche Veranstaltungen lädt das Politische Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung dazu ein, solch einschneidende gesellschaftliche Umschwünge zeitgerecht einer kritischen Betrachtung und zivilgesellschaftlichen Diskussion zu unterziehen. Bei der nächsten Veranstaltung in der Veranstaltungsreihe zum Thema künstliche Intelligenz am 11. November 2019 in Erfurt dreht sich alles um „Autonomes Fahren - die Mobilität der Zukunft?“. Alle Interessierten sind herzlich zu dieser Veranstaltung eingeladen.
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