Jung, studierend, vergessen? Kommen unsere zukünftigen Führungskräfte durch die Pandemie?
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Die Corona-Pandemie hat Studierende und Hochschulen vor neue Herausforderungen gestellt. Nichtsdestotrotz wird in den Medien wenig darüber berichtet. Aus diesem Grund hat das Politische Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen des Sonderprojekts „Gemeinsam.Demokratie.Gestalten“ Betroffene zum Gespräch eingeladen, um über die Situation der Studierenden in Thüringen zu diskutieren. An der Veranstaltung nahmen Franca Bauernfeind, stellvertretende Bundesvorsitzende des RCDS und Studentin in Erfurt, Leah Kanthack, Medizinstudentin in Jena und Prof. Dr. Weigand, Vertrauensdozent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena teil. Moderiert wurde die Diskussion von Tim Jonas Beyer, Referent des Sonderprojekts.
Die erste Frage zielte auf die allgemeine Stimmung der Studierenden in Thüringen ab. Darauf antwortete Frau Bauernfeind, dass gegenwärtig vor allem große Planungsunsicherheit herrschen würde. So stünde oft kurz vor Vorlesungen, Seminaren und Prüfungen nicht fest, ob diese online oder in Präsenz stattfinden würden. Bibliotheken, die für viele nicht nur als Rechercheplatz dienen, sondern auch als ein Ort zum Arbeiten und Lernen, können derzeit nicht an jeder Universität zur Verfügung gestellt werden. Aus diesem Grund sehen sich Studierende dazu gezwungen, zu Hause zu arbeiten. Derzeit besteht auch die große Frage, ob das kommende Sommersemester ebenfalls digital sein wird. Zu diesen Ausführungen fügte Frau Kanthack hinzu, dass einige Studierende die neuen Formate begrüßen, während es aber anderen auch an zwischenmenschlichen Begegnungen und den sozialen Aspekten eines Studiums fehlt. Auch die finanzielle Situation bereitet vielen Studierenden Sorgen, denn aufgrund der Corona-Pandemie sind die klassischen Nebenjobs schwerer zugänglich. Ein weiteres Problem wäre auch, dass es keine Notbetreuung für Studierende mit Kindern gäbe, jedoch wurde diese glücklicherweise inzwischen auf sie ausgeweitet.
Als Vertrauensdozent sind die Probleme der Studierenden Herrn Prof. Weigand bekannt. Besonders problematisch hält er die derzeitige Lage für Studienanfänger, die bisher keine gewöhnlichen Vorlesungen erlebt und somit noch keinen Hörsaal betreten haben. Jedoch sei die Situation auch für Lehrende nicht einfach, da die notwendige Wechselwirkung bei Veranstaltungen fehlen würde. Vor allem bei großen Vorlesungen ist es Studierenden nicht möglich, aufgrund der Überlastung, ihre Kamera anzuschalten, weswegen Lehrende oft im Unterricht nur sich selbst und ihre eigenen Folien sehen können. Alle Referenten sind der Ansicht, dass die Mehrheit der Studierenden sowohl Onlineunterricht als auch Onlineprüfungen bevorzugt. Zwar entstehen auch bei Online-Formaten gute Diskussionen, jedoch hänge die Qualität dieser sehr stark von den Professoren und den Teilnehmern ab.
Da der soziale Aspekt am Studium durch die Corona-Pandemie wegfällt, unterstützen die Referenten den Gedanken, Bibliotheken zu öffnen, um Studierenden in dieser Hinsicht ein gewöhnliches Studentenleben zu ermöglichen. Es wird oft vergessen, dass das Fehlen des sozialen Aspektes des Studiums zu langfristigen psychologischen Problemen führen kann. Durch seinen Freundeskreis hat Herr Prof. Weigand erfahren, dass an anderen Hochschulen wichtige Bestandteile des Studiums wie Praktika aufgrund von regelmäßigen Corona-Tests möglich sind. Auf die Frage eines Zuschauers, ob Universitäten selbst die Situation für die Studierende verbessern könnten, erinnerte Frau Bauernfeind an die Hochschulautonomie, die in Deutschland herrscht. Somit kann jede Universität entscheiden, ob sie zum Beispiel auf Online-Lehre umsteigt oder Schnelltests für Studierende finanziert. An dieser Stelle erklärte Herr Prof. Weigand, dass die Vorbereitung von Online-Prüfungen nicht einfach sei, weshalb für ihn mehr Hilfe wünschenswert wäre. Um weiterhin solche Prüfungen anzubieten, wären beispielweise mehr studentische Mitarbeiter notwendig.
Zuletzt wurden die Referenten nach ihren Wünschen in der Politik gefragt. Alle Referenten waren sich einig, dass Universitäten ihre Studierenden regelmäßig testen sollten, um Präsenzunterricht ermöglichen zu können. Zudem sollten Hochschulen und Studierende eine Rolle bei Entscheidungen der Politik spielen und gegebenenfalls sogar mitwirken dürfen, denn es wäre dringend, dass ihre Probleme auf die Tagesordnung gesetzt werden. Auch eine Aufstockung der finanziellen Mittel ist notwendig, damit kein Student sein Studium aufgrund von Geldproblemen abbrechen muss.
Anschließend wird klar, dass der Titel dieser Veranstaltung der Problematik gerecht wird, denn Studierende wurden und werden weiterhin während der Corona-Pandemie des Öfteren vergessen und ignoriert. Um einen Wandel hervorzurufen, ist es bedeutsam weiterhin im Gespräch zu bleiben.
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