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Editorial der Ausgabe: "Wer rettet die liberale Weltordnung?"

Die liberale Weltordnung steckt in der Krise. Die Gleichzeitigkeit von Auflösungserscheinungen im Inneren und neuen Herausforderungen von außen schafft eine Gemengelage, die durchaus Anlass zur Sorge bietet. Dass sich die Vereinigten Staaten ausgerechnet in dieser Situation mehr und mehr von ihrer Rolle als Verteidiger und Garant der so genannten Pax Americana verabschieden, verschärft die Lage erheblich und wirft die Frage auf: Wer rettet die liberale Weltordnung?

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In seinem Zwischenruf zu dieser Ausgabe weist Sebastian Enskat darauf hin, dass die Krise der liberalen Weltordnung vor allem auch eine Selbstvertrauenskrise ist. Bei aller Selbstkritik ist es deshalb an uns, nicht in Defätismus zu verfallen, uns auf unsere eigenen Stärken zu besinnen und die Erfolgsgeschichte der letzten 70 Jahre fortzusetzen.

Um diesen Appell mit Leben zu füllen, braucht es unter anderem ein stärkeres sicherheitspolitisches Engagement der Europäer, sagt Olaf Wientzek im darauffolgenden Interview. Europa müsse darüber hinaus den Schulterschluss mit Partnern suchen, die sich wie Japan, Kanada oder Mexiko dem Wertekanon der freiheitlichen Welt verbunden fühlen.

Auf der Suche nach globalen Partnern sollten Deutschland und die Europäische Union ihren Blick vor allem auch nach Asien richten, fordert Patrick Rüppel. Das Asia-Europe Meeting (ASEM) kann dabei eine geeignete Plattform bieten, um die Kooperation auf ganz unterschiedlichen Politikfeldern voranzutreiben.

Eine besondere Herausforderung in diesem Zusammenhang ist das entwicklungs- und handelspolitische Agieren Chinas. Während die Europäische Union noch dabei ist, Strategien für den Kontakt zu Asien zu entwickeln und zu verbessern, schafft China in den Ländern des Indischen Ozeans Fakten und überflügelt dabei auch regionale Konkurrenten wie Indien. Europa darf seine Chance für ein stärkeres Engagement im Indischen Ozean nicht verpassen, mahnt Christoph Hein.

Ein erfreulich positives Bild im Hinblick auf die liberal-demokratischen Einstellungen afrikanischer Bürger zeichnen Simon Primus und Emmanuel Gyimah-Boadi. Basierend auf Umfragen des Afrikabarometers zeigen die Autoren, dass der Kontinent deutlich offener für demokratische Werte – etwa auch Toleranz gegenüber Minderheiten – ist, als häufig angenommen.

Die arabische Welt ist dagegen nach wie vor von den Folgen des sogenannten Arabischen Frühlings geprägt. Islamistische und autoritäre Regierungsmodelle sind gescheitert. Für Europa kann und muss es jetzt darum gehen, in der Region vor allem die liberalen Kräfte zu stärken, nicht nur weil die Entwicklungen in unserer südlichen Nachbarschaft direkte Folgen für uns haben, schreiben Thomas Birringer und Edmund Ratka.

Zum Abschluss richtet Stefan Reith seinen Blick nach Lateinamerika. Er appelliert: Deutschland und Europa müssen die Demokratien der Region als gleichberechtigte Partner einer Werteallianz prominent einbeziehen. Dabei ist es insbesondere wegen des zunehmenden chinesischen und russischen Engagements auf dem Kontinent wichtig, gemeinsam mit und nicht gegen die USA zu agieren.

Auch wenn sich die Krise der liberalen Weltordnung fast überall auf der Welt bemerkbar macht, zeigen die Beiträge zu dieser Ausgabe, dass die dahinterliegenden Prozesse keineswegs unumkehrbar sind. Gelingen kann die Rettung der liberalen Weltordnung aber nur, wenn die damit verbundenen Lasten nicht einem allein aufgebürdet, sondern auf möglichst viele Schultern verteilt werden.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr

Dr. Gerhard Wahlers ist Herausgeber der Auslandsinformationen (Ai), stellvertretender Generalsekretär und Leiter der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Sebastian Enskat

Sebastian Enskat

Leiter des Multilateralen Dialogs Wien

sebastian.enskat@kas.de +43 1 890 1465 11

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