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Dokument zur Geschichte der CDU

Kölner Leitsätze

Vorläufiger Entwurf zu einem Programm der CDU

Am 1. Juli 1945 wurden die Kölner Leitsätze verabschiedet. Sie zählen zu den bedeutendsten Gründungsdokumenten der CDU. Mit ihrem Bekenntnis zur Würde des Menschen, zu Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Föderalismus sind sie noch heute wichtiger Bezugspunkt für das Selbstverständnis der Partei.

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Im Frühjahr 1945 entstanden in ganz Deutschland Initiativen zur Gründung einer neuen Partei. Nach dem Scheitern der ersten deutschen Republik und den gemeinsamen Erfahrungen unter der nationalsozialistischen Tyrannei hatten sie alle das gleiche Ziel: eine Zusammenfassung christlich-sozialer, liberaler und konservativer Kräfte in einer großen demokratischen, überkonfessionellen Volkspartei. Auf Grundlage des christlichen Menschenbildes sollten die Würde und Freiheit des Menschen gegen etwaige Übergriffe des Staates gesichert werden.

Neben Berlin zählte Köln zu den bedeutendsten Gründerkreisen. In Köln wurde die Parteigründung von den früheren Zentrumspolitikern Leo Schwering, Wilhelm Warsch, Peter Joseph Schaeven und Theodor Scharmitzel vorangetrieben. Eine erste Versammlung, an der noch keine Protestanten beteiligt waren, fand am 17. Juni 1945 in Köln statt. Gemeinsam beschloss man, ein vorläufiges Programm auszuarbeiten. So kam am 23. Juni auf Einladung des Provinzials Laurentius Siemer eine elfköpfige Programmkommission im Dominikanerkloster Walberberg, wenige Kilometer südwestlich von Köln, zusammen, zu der mit Pastor Hans Encke und dem Kölner Rechtsanwalt Fritz Fuchs erstmals auch zwei Protestanten gehörten.

Inhaltlich wurden die Beratungen wesentlich von Siemer und dessen Protegé Pater Eberhard Welty beeinflusst. Am 1. Juli 1945 wurden die Programmberatungen abgeschlossen und ein 20 Punkte umfassender „Vorläufiger Entwurf zu einem Programm der Christlichen Demokraten Deutschlands“ verabschiedet. Die Leitsätze enthielten zentrale Gedanken, die sich in vielen späteren Gründungsdokumenten wiederfanden. Dazu zählten die menschliche Würde, Personalität, Rechtstaatlichkeit und Frieden, Religionsfreiheit, Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie Föderalismus und Selbstverwaltung der Gemeinden. Auch die besondere Bedeutung der Familie, das Elternrecht und die Forderung nach Bekenntnisschulen und christlichen Gemeinschaftsschulen wurden aufgenommen. Anstelle der Allmacht des Staates im „Dritten Reich“ wurde der Mensch als Einzelpersönlichkeit und Träger politischer Verantwortung in den Mittelpunkt gestellt. Darüber hinaus zeichneten sich die Kölner Leitsätze durch ihren Gottesbezug aus. Auch der Einfluss der christlichen Gewerkschafter wurde in den Leitsätzen deutlich. In den Abschnitten zur Wirtschafts- und Sozialordnung verbanden sie Vorstellungen der katholischen Soziallehre mit Weltys Ideen: Die Gründer forderten einen „wahren christlichen Sozialismus“, der aber nicht mit falschen kollektivistischen Zielsetzungen zu verwechseln sei.

Am 19. August 1945 wurde in Köln die Christlich-Demokratische Partei gegründet und Leo Schwering zum Vorsitzenden gewählt. Auch in anderen Städten wurden auf lokaler Ebene Christlich-Demokratische Parteien gegründet. Dabei wurde vielfach Bezug auf die Kölner Leitsätze genommen.

 

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