Freiheit – Solidarität – Gerechtigkeit. Unter diesem Titel wurde im Oktober 1978 auf dem 26. Bundesparteitag das erste Grundsatzprogramm in der Geschichte der CDU verabschiedet.
Die Frage, ob und wieviel Programm die CDU denn brauche, war dabei lange umstritten. So lebte die CDU während der Ära Adenauer von den politischen Ideen Soziale Marktwirtschaft, Westbindung und europäische Integration sowie deren Umsetzung in die praktische Politik. Programmatische Festlegungen über die Berufung auf das Christentum hinaus schienen lange Zeit vernachlässigbar zu sein.
Erst als die CDU 1969 – nach 20jähriger Regierungszeit – in die Opposition ging, setzte ein umfassender Prozess der organisatorischen und vor allem auch der programmatischen Erneuerung ein. Unter der Leitung von Richard von Weizsäcker sowie unter maßgeblicher Beteiligung der Generalsekretäre Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler arbeitete die Grundsatzkommission nach einem Beschluss des Bundesparteitags 1973 mehrere Jahre an einem Programm, das die Grundsätze der Partei beschreiben und ihren Standpunkt in wesentlichen Politikbereichen klären sollte.
Im Oktober 1978 wurde – fast 30 Jahre nach Gründung der Bundespartei – auf dem Bundesparteitag in Ludwigshafen das erste Grundsatzprogramm in der Geschichte der CDU verabschiedet. In sechs Kapiteln legte die Partei ihr Verständnis vom Menschen (Kapitel 1) dar und beschrieb die dem Programm namensgebenden Grundwerte Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit (Kapitel 2). Das dritte Kapitel widmete sich ausführlich der Entfaltung der Person, wobei der Familie als Fundament der Gesellschaft eine entscheidende Rolle beigemessen wurde.
Am umfangreichsten wurde im Kapitel vier die Soziale Marktwirtschaft behandelt, die sich – so das Programm – an neue wirtschaftliche und soziale Bedingungen anpassen müsse. Demnach sollten die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt gestellt und auch Erwartungen miteinbezogen werden, die über den materiellen Wohlstand hinausgingen. Die Soziale Marktwirtschaft sollte vor diesem Hintergrund auch auf andere Bereiche wie das Gesundheits- oder das Bildungswesen angewandt und mit ökologischen Erfordernissen in Einklang gebracht werden.
Ihre Auffassung vom Wesen des Staates und dessen Aufgaben umschrieb die CDU im fünften Kapitel. Die Rolle von „Deutschland in der Welt“ thematisierte das abschließende Kapitel sechs. Die CDU bekannte sich darin zu den Ostverträgen und zum Grundlagenvertrag mit der DDR. Klar bekannte sich die Partei zur europäischen Integration und zum Ziel der Politischen Union.
Mit den gesetzten Schwerpunkten und Themen musste das Programm verschiedene Funktionen erfüllen. So ging es zum einen darum, den geistigen Standort der Partei zu finden und zu überprüfen, ob die für die Gründung der Union konstitutiven Ideen noch Gültigkeit besaßen oder an die Erfordernisse der 1970er Jahre angepasst werden mussten. Das Programm definierte erstmals die Grundwerte Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit und stellte ihre Anwendung auf die verschiedenen Bereiche der Politik dar. Damit einher ging das Ziel, sich neuen Gruppen – vor allem jungen Menschen und Frauen – zu öffnen. Schließlich wurde dem Programm nach den innerparteilichen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre eine integrierende Funktion beigemessen.
Principles and Programme of the Christian Democratic Union of Germany
Das Grundsatzprogramm in englischer Sprache
Programme Fondamental de l'Union Démocrate-Chrétienne Allemande
Das Grundsatzprogramm in französischer Sprache
Programa básico de la Unión Demócrata Cristiana de Alemania