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Roswitha Verhülsdonk, Portrait. (Quelle: Marie-Lisa Noltenius/KAS-ACDP) Roswitha Verhülsdonk, Portrait. (Quelle: Marie-Lisa Noltenius/KAS-ACDP) © (Quelle: Marie-Lisa Noltenius/KAS-ACDP)

Roswitha Verhülsdonk (geb. Woll)

Referentin, Bundestagsabgeordnete, Staatssekretärin 26. April 1927 Oberspay (Kreis Sankt Goar)
von Denise Lindsay M.A.

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Roswitha Woll wurde als Tochter des Volksschulrektors Rudolf Woll in Oberspay im rheinland-pfälzischen Landkreis Mayen-Koblenz geboren, ab 1933 wuchs sie mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Isolde in Koblenz-Metternich auf. Ihr Vater, bis 1933 Mitglied des Zentrums, förderte schon früh ihr Interesse am politischen Geschehen. Nach dem Abitur 1947 am Koblenzer Hilda-Gymnasium begann sie ihr Studium an der Universität Mainz, gab dieses jedoch 1949 auf, als sie den Journalisten Eduard Verhülsdonk (1914–1995) heiratete. Der Ehe entstammen zwei Kinder, die 1950 geborene Tochter Ursula (die 1966 tödlich verunglückte) und der Sohn Rolf-Michael (geb. 1952).

Ab 1960 nahm sie eine berufliche Tätigkeit im Bereich der Jugend- und Erwachsenenbildung auf, schrieb für das Feuilleton verschiedener Zeitungen und begann, sich 1966 in der Kommunalpolitik zu engagieren. Ihr Mandat im Stadtrat von Koblenz behielt sie bis zu ihrer Ernennung zur Parlamentarischen Staatssekretärin 1991 bei. In ihren Augen war die Tätigkeit auf kommunaler Ebene wichtig, denn „die Kommunalpolitik ist die Schule des Parlamentarismus“.

1972 gelang ihr über die Landesliste Rheinland-Pfalz der Einzug in den Deutschen Bundestag. 1980 übernahm sie den Wahlkreis 148 (Koblenz) von Egon Klepsch und wurde von diesem Zeitpunkt an immer direkt ins Parlament gewählt. 1980 bis 1986 war sie Vorsitzende der Gruppe der Frauen der CDU/CSU-Fraktion und von 1986 bis 1990 stellvertretende Fraktionsvorsitzende.

Im Bundestag engagierte sie sich im Bereich Frauen- und Familienpolitik. Der 1975 geplanten Neuregelung des Ehe- und Familienrechts stand sie kritisch gegenüber, da sie die Versorgung der nicht-berufstätigen Ehefrau im Falle der Scheidung nicht ausreichend gewährleistet sah. Ebenso trat sie energisch dafür ein, dass sich Kindererziehungszeiten auf die Rentenberechnung auswirken müssten, um so der Tendenz zur „kinderarmen Erwerbsehe“ entgegenzuwirken. Die Unterstützung der Familien durch staatliche Hilfen und Maßnahmen stand im Mittelpunkt ihrer Bestrebungen. Familien- und Erwerbsarbeit von Frauen sollten gleichberechtigt nebeneinander stehen. Auch war Roswitha Verhülsdonk der Schutz des ungeborenen Lebens immer ein Anliegen, hier standen für sie Beratung und Hilfe für Frauen in Konfliktsituationen im Vordergrund. Schon 1973 sprach sie sich dafür aus, eine nationale Stiftung „Mütter in Not“ einzurichten, um betroffenen Frauen besser zu helfen. In der Diskussion um die Neuregelung des § 218 nach der Wiedervereinigung setzte sie sich für die Beibehaltung der Indikationslösung bei erheblicher Verbesserung der Schwangerschaftsberatung und der sozialen Hilfen ein.

1982 wurde sie Mitglied in der CDU-Kommission „Soziale Sicherung“, deren Aufgabe es war, Lösungsvorschläge für die Weiterentwicklung des Generationenvertrages unter den veränderten demographischen Bedingungen zu entwickeln.

1985 und 1988 war sie als Nachfolgerin von Heiner Geißler bzw. Rita Süssmuth für das Amt des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit im Gespräch. 1991 wurde sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Familie und Senioren.

Neben dem Engagement in der Politik war sie auch im katholischen Verbandsleben aktiv. Sie war von 1972 bis 1994 Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaften im Bistum Trier und 1982 wurde sie in den Geschäftsführenden Ausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken gewählt.

Nach dem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag widmete sie sich verstärkt den Problemen und Anliegen älterer Menschen. Sie engagiert sich in der 1989 gegründeten BAGSO, einem überparteilichen Zusammenschluss von Senioren-Organisationen, -Gruppen und -Verbänden, deren Vorsitz sie zehn Jahre lang innehatte. Ein Anliegen ist es ihr hier immer noch, das Zusammenleben junger und alter Menschen zu fördern und zu verbessern, ältere Menschen in Entscheidungsprozesse über ihr gesellschaftliches Umfeld einzubeziehen sowie ihnen die Möglichkeit der Einflussnahme auf kommunaler Ebene aufzuzeigen.

Lebenslauf

  • 1947 Abitur
  • 1947–1949 Studium der Germanistik, Anglistik und Romanistik in Mainz
  • 1949 Heirat und Abbruch des Studiums
  • ab 1960 Tätigkeit in der kirchlichen und staatsbürgerlichen Jugend- und Erwachsenenbildung
  • 1964 CDU
  • 1966–1970 Kreisvorsitzende der CDU-Frauenvereinigung in Koblenz
  • 1969–1991 Landesvorsitzende der CDU-Frauenvereinigung Rheinland-Pfalz
  • 1969–1991 Mitglied im Stadtrat von Koblenz
  • 1972–1994 MdB
  • 1985–1990 Mitglied im Bundesvorstand der CDU
  • 1991–1994 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Familie und Senioren
  • 1996–2006 Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Verbände (BAGSO).

 

Veröffentlichungen

  • Roswitha Verhülsdonk: Frauen nach der Lebensmitte. Ein Beitrag zum gesellschaftlichen Engagement. In: Hans Braun (Hg.): Neue Alte – neue Politik. Eigenverantwortung und Solidarität der Generationen. München 1994, S. 74–82.
  • Alter als Chance. Das Engagement Älterer als Gewinn für die Kommunen. In: Die Politische Meinung 469 (2008), S. 21–25.

 

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