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Unter den Autoren der Publikation sind neben der Bundeskanzlerin und dem Bundestagspräsidenten auch zahlreiche Ministerpräsidenten. Sie haben neben naheliegenden Orten wie dem Bundestag oder dem Bundesverfassungsgericht auch weniger bekannte Orte wie die Kirche in Proseken (Brandenburg) oder das Malzhaus in Plauen (Sachsen) für ihre Texte ausgewählt. Allen 35 portraitierten Orten ist eine besondere Bedeutung für die Entstehung und Entwicklung der Demokratie in Deutschland gemeinsam, wie Mitherausgeberin Dr. Melanie Piepenschneider in ihrer Einführung betonte. „Wir möchten den Lesern eine Vermessung der Demokratie in Deutschland ermöglichen“, sagte sie.
Dabei setzen die Herausgeber nicht nur auf Texte. Zur Präsentation gehörte auch ein Dokumentarfilm von KAS-Onlineredakteurin Josephine Landertinger über das Rathaus Schöneberg, das selbst zu den Orten der Demokratie zählt. Der Film (siehe rechts) lässt historische Momente wie die Einweihung der Friedensglocke oder die umjubelte Rede von John F. Kennedy vor dem Rathaus noch einmal lebendig werden. In den kommenden Monaten sollen weitere Filme zu einzelnen Orten aus der Essay-Sammlung entstehen.
Zusammen mit dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen und dem Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg Ekkehard Band unterhielt sich Filmregisseurin Landertinger anschließend unter der Moderation von Dr. Robin Mishra (Rheinischer Merkur) über die Geschichte des Veranstaltungsortes. Dabei standen zwei Reden auf dem Rathausplatz im Mittelpunkt: Zum einen die Kennedy-Rede vom 26. Juni 1963, zum anderen die Rede von Helmut Kohl am 10. November 1989.
„Ich bin ein Berliner“ – mit diesem Satz hatte Kennedy tausende Zuhörer vor dem Rathaus im Sturm erobert. „Danach gab es kein Halten mehr“, erinnerte sich Bezirksbürgermeister Band, der die Rede an Ort und Stelle miterlebt hat. Eberhard Diepgen bezeichnete die Rede als psychologische Meisterleistung, blieb aber in der Gesamtwürdigung Kennedys kritisch: „Dass Kennedy die Zugangs-Garantie der westlichen Alliierten für Berlin auf den Westteil zurückgenommen hat, hat für den Mauerbau eine entscheidende Rolle gespielt.“
Ebenfalls keine guten Erinnerungen hatte Diepgen an den Auftritt von Bundeskanzler Kohl, der über weite Strecken seiner Rede am Tag nach dem Mauerfall von einem eher links orientierten Publikum auf dem Rathausplatz ausgepfiffen wurde: „Das war ein ärgerlicher und beschämender Vorgang angesichts der historischen Bedeutung dieses Tages.“ Dieser Einschätzung musste auch Ekkehard Band zustimmen, der von einem „historischen Versagen der SPD“ in der Frage der Wiedervereinigung sprach.
Für Filmregisseurin Landertinger sind es dennoch genau diese Momente, die das Rathaus und seine Geschichte so wertvoll machen: „Ich versuche, den Zugang zu den Gebäuden und ihrer Geschichte über Emotionen zu finden. Mit dem Rathaus Schöneberg sind sehr viele Emotionen verbunden.“
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