Riga – Die Hauptstadt des WLANs
Edgars Ikstens, Vertreter der lettischen Jugendorganisation VIENOTIBA, berichtete, dass die Menschen in Riga, fast ununterbrochen online seien und ihre Lebensgewohnheiten ins Netz transferiert hätten. Ein Leben ohne Internet sei für die meisten nicht mehr vorstellbar. Die Benutzung des engen WLAN-Netzwerkes mit bis zu drei Einwahlpunkten pro Quadratkilometer sei kostenfrei. In der Folge sei Twitter mittlerweile zum wichtigsten Medium geworden. Gerade junge Menschen würden in dem Kurznachrichtendienst ihre Ideen und Einstellungen teilen, was auch den politischen Diskurs spürbar verändert habe.
Kenia – clever vernetzt in die Zukunft
2010 öffnete in Nairobi das iHub, ein interaktiver, offener Arbeitsplatz, an dem sich Startup-Unternehmer und Tüftler treffen, gemeinsam neue Ideen entwickeln und mit potentiellen Investoren in Verbindung treten können. Inzwischen sind über 150 Firmen im iHub vernetzt, wie die technische Leiterin, Nekesa Were, berichtete. Der IT-Sektor sei heute der am schnellst wachsende Wirtschaftszweig des Landes. Das mobile Online-Bezahlsystem M-Pesa, das mittlerweile weltweit exportiert werde, sei ein gutes Beispiel dafür, dass der IT-Sektor dem Land eine neue Perspektive eröffnen könne.
Social Media und Politik – in Südafrika lange Realität
Hierzulande tun sich die meisten Politiker immer noch schwer mit dem Einsatz von Social Media. Zwar haben die meisten Abgeordneten und Parteien erkannt, dass es ohne Facebook und Twitter nicht mehr geht, aber so wirklich etwas damit anfangen können die wenigsten. In Südafrika ist das anders, wie Dave Duarte, Social Media Consultant, und so etwas wie eine Social Media Ikone, berichtete. Politische Twitter –Accounts haben hier mehrere Hunderttausend Follower. Dabei falle auf, dass eher einzelne Spitzenpolitiker im Fokus des Interesses stünden und nicht so sehr Parteien. Politiker schätzten vor allem die Möglichkeit ungefiltert Informationen anbieten zu können. Helen Zille, Vorsitzende der Democratic Alliance, setze in Wahlkampfzeiten bis zu sieben Tweets pro Stunde ab. Das Netz dankt es ihr: 440.000 Follower hat ihr Twitter-Account und damit mehr als doppelt so viele wie der, der regierenden ANC-Partei.
Israel – Ideale Bedingungen für Start-Ups
Asaf Moses, Geschäftsführer des Start-ups Fit Analytics, erklärte, warum Israel hinter den USA das Land mit den meisten und erfolgreichsten Start-Ups ist. Entscheidend seien Bildung, staatliche Förderung, und eine Art „Ökosystem“ für die IT-Wirtschaft. Israels IT-Branche profitiere davon, dass viele junge Menschen in ihrer Zeit in der Armee als Entwickler arbeiten. Mit 21 seien sie oftmals sehr gut ausgebildet und wollen ihr eigenes Unternehmen gründen. Gefördert würden sie dabei von staatlicher Seite wie von multinationalen Unternehmen, die sich das Knowhow zu nutzen machen wollen. Moses sieht Berlin im Vergleich mit Israel auf einem guten Weg. In ein paar Jahren schon werde die Stadt nicht mehr „arm aber sexy“, sondern „nerdish aber reich und erfolgreich“ sein.
Brasilien – Nach dem Online-Proteststurm
Der Aufschrei in der Bevölkerung Brasiliens war groß, als in Sao Paulo kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft die Fahrpreise für den öffentlichen Nahverkehr erhöht wurden. Der Protest artikulierte und organisierte sich vor allem in den sozialen Medien, was bis dato für Brasilien neu war. Immerhin nutzen in Brasilien 80 Millionen Menschen Facebook. Nicht nur die Politik wurde überrascht, sondern auch die Protestbewegung selber, wie Kathrin Zeller, Mitarbeiterin des KAS-Auslandsbüros in Brasilien, berichtete. Schon nach kurzer Zeit machte sich das Fehlen einer konkreten Forderung der Protestbewegung bemerkbar. Es war nicht mehr klar, wer wofür steht und was man genau will. In der Folge verpuffte der Protest. Folgen für die Politik blieben aus. Selbst die Regierungspartei scheint sich von ihrem Umfragetief zu erholen.
Glaube und Religion im Netz
Pater Bernd Hagenkord SJ, Redaktionsleiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, räumte ein, dass die Religion noch weit weg vom Social Web ist. Das müsse sich ändern, schon weil er beobachtet habe, dass ein Interesse an Religion durchaus da sei, „egal ob das Spiegel online nun passt oder nicht“. Aus dieser Notwendigkeit heraus habe er sich entschlossen zu bloggen. Gute Ansätze, wie Religion auf die Zeitenwende reagieren könne, gebe es, etwa eine virtuelle Klagemauer oder das online buchbare Hindu-Ritual. Als Voraussetzung für den Umgang mit Religion in der digitalen Welt, nannte Hagenkord die Bildung.
In einem Kurz-Kommentar rief der Bundestagsabgeordnete und Netzexperte Thomas Jarzombek dazu auf, mehr auf Chancen der Digitalisierung zu blicken als auf die Risiken. Er bemängelte, dass in Deutschland bei diesem Thema das Glas immer halb leer sie. Dabei sei man gut aufgestellt. Die Voraussetzungen die digitale Zeitenwende zu meistern gut. So verfüge Deutschland hinter Finnland mit etwa 80 Prozent über die größte Breitbandversorgung aller Haushalte. Zudem warb er für eine neue Gründerkultur. Jugendliche sollten ihre berufliche Perspektive weniger in einem Angestelltenverhältnis sehen, sondern besser ihr eigenes Geschäft aufmachen. Für diesen Stimmungswandel brauche es Vorbilder, die in die Schulen gingen und den notwendigen Gründergeist vermittelten.
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