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Boris Reitschuster: Russische Desinformation in den USA und De...Putin hat spielerisch keine Chance, aber er will uns den Rasen kaputt tretenNico Lange sprach am Rande der #disinfoweek im Silicon Valley mit Reitschuster in.form über russische Desinformation in den USA und DeutschlandNico Lange: Herr Reitschuster, wir sind hier vor der Stanford University mitten im Silicon Valley. Viele der digitalen Plattformen die genutzt werden für Desinformation, für Propaganda sind hier in der Nähe entstanden und sind zum Teil ja auch noch hier aktiv. Warum finden Sie es wichtig, im transatlantischen Kontext über Desinformation und Social Bots und Propaganda zu sprechen?USA und Europa müssen gemeinsam gegen Desinformation arbeitenBoris Reitschuster: Ich finde es ist ganz, ganz wichtig. Zum einen, weil diese Propaganda versucht, einen Keil zwischen Amerika und Europa zu führen, zu bringen und wir müssen da an einem Strick ziehen. Zum anderen weil die teilweise auch die gesetzlichen Lücken nutzen: Viele Propagandisten verstecken sich hinter US-Servern und die deutsche Rechtsprechung kommt an diese nicht heran. Da müssen wir enger zusammenarbeiten, denke ich.Nico Lange. Viele der Propagandisten, die sie erwähnt haben, kommen aus Russland. Das ist ein Gebiet in dem Sie sich gut auskennen, in dem Sie lange gearbeitet haben. Russische Einflussnahme wird ja hier vielfältig diskutiert: Von der Behauptung die Russen hätten die Wahlen hier gedreht, bis hin aber auch zur Diskussion über Einflussnahme zu bestimmten Themen und der Einflussnahme möglicherweise auf die deutschen Wahlen im September. Was haben die Russen im Sinn, wenn sie versuchen über soziale Netzwerke die öffentliche Meinung zu beeinflussen?Russische Desinformation will uns glauben machen, dass alle nur lügenBoris Reitschuster: Zum einen ist die Desinformation etwas, was es schon zu Lenins Zeiten gab – damals hat man das schon gemacht. Die hat sich aber etwas geändert. Früher haben sie versucht uns zu überzeugen, dass sie Recht haben. Jetzt versuchen Sie uns zu überzeugen, dass es gar kein Recht mehr gibt, dass alle Lügen, dass alle nur Unsinn verbreiten. Ich würde das vergleichen mit einem Zitat von Rolf Rüssmann, einem alten deutschen Nationalspieler. Sie werden sich jetzt fragen, was hat Rolf Rüssmann damit zu tun. Rolf Rüssmann war mal mit Borussia Mönchengladbach bei Borussia Dortmund zu Gast und er sagte den legendären Spruch: ‚Spielerisch haben wir keine Chance, aber wir können ihnen den Rasen kaputt treten.‘ Putin versucht, unseren Rasen, unsere Demokratie, unsere Freiheit kaputt zu treten. Und ich glaube wir haben das noch nicht ganz durschaut. Wir schauen immer auf die Spieler, denken ‚Ist das eine neue Viererkette? Eine neue Abseitsfalle?‘ aber auf den Rasen müssen wir schauen. Das Fundament unserer Gesellschaft wollen Sie kaputt machen.Nico Lange: Wie können wir die demokratischen Institutionen stärken? Wir brauchen faktenbasierten, öffentlichen Diskurs. Wir brauchen starke Institutionen. Wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft. Was können wir tun?Wir brauchen Rückbesinnung auf unsere WerteBoris Reitschuster: Ich denke wir müssen uns wieder auf unsere Werte zurückbesinnen. Ich erlebe das ganz stark in Deutschland, wenn ich unterwegs bin, mit Vorträgen. Sehr viele Leute glauben heute mit Demokratie, Freiheit, Frieden: alles selbstverständlich, alles in die Wiege gelegt, alles der Naturzustand. Die Geschichte zeigt uns das Gegenteil. Der Naturzustand, leider, ist eher Krieg, Willkür, Diktatur. Wir müssen verstehen, dass das etwas Einzigartiges ist, was wir haben. Dass wir dafür kämpfen müssen. Wir müssen uns dafür einsetzen, wir müssen wehrhaft sein. Und ich denke, das ist unser großes Problem: uns fehlt die Immunität gegenüber diesen diktatorischen Methoden. Das ist vielleicht ein bisschen wie mit den Pocken: Wir haben geglaubt dieser Virus der Diktatur, der Gewalt, der ist ausgestorben, aber er ist leider noch da. Das müssen wir uns vergegenwärtigen und dann müssen wir wehrhaft für Demokratie, für Freiheit uns einsetzen - das, wofür Konrad Adenauer gestanden hat.Nico Lange: Vielen Dank, Herr Reitschuster.Boris Reitschuster: Bitte.
Posted by Konrad-Adenauer-Stiftung USA on Sonntag, 30. Juli 2017
Nico Lange: Herr Reitschuster, wir sind hier vor der Stanford University mitten im Silicon Valley. Viele der digitalen Plattformen die genutzt werden für Desinformation, für Propaganda sind hier in der Nähe entstanden und sind zum Teil ja auch noch hier aktiv. Warum finden Sie es wichtig, im transatlantischen Kontext über Desinformation und Social Bots und Propaganda zu sprechen?
USA und Europa müssen gemeinsam gegen Desinformation arbeiten
Boris Reitschuster: Ich finde es ist ganz, ganz wichtig. Zum einen, weil diese Propaganda versucht, einen Keil zwischen Amerika und Europa zu führen, zu bringen und wir müssen da an einem Strick ziehen. Zum anderen weil die teilweise auch die gesetzlichen Lücken nutzen: Viele Propagandisten verstecken sich hinter US-Servern und die deutsche Rechtsprechung kommt an diese nicht heran. Da müssen wir enger zusammenarbeiten, denke ich.
Nico Lange: Viele der Propagandisten, die sie erwähnt haben, kommen aus Russland. Das ist ein Gebiet in dem Sie sich gut auskennen, in dem Sie lange gearbeitet haben. Russische Einflussnahme wird ja hier vielfältig diskutiert: Von der Behauptung die Russen hätten die Wahlen hier gedreht, bis hin aber auch zur Diskussion über Einflussnahme zu bestimmten Themen und der Einflussnahme möglicherweise auf die deutschen Wahlen im September. Was haben die Russen im Sinn, wenn sie versuchen über soziale Netzwerke die öffentliche Meinung zu beeinflussen?
Russische Desinformation will uns glauben machen, dass alle nur lügen
Boris Reitschuster: Zum einen ist die Desinformation etwas, was es schon zu Lenins Zeiten gab – damals hat man das schon gemacht. Die hat sich aber etwas geändert. Früher haben sie versucht uns zu überzeugen, dass sie Recht haben. Jetzt versuchen Sie uns zu überzeugen, dass es gar kein Recht mehr gibt, dass alle Lügen, dass alle nur Unsinn verbreiten.
Ich würde das vergleichen mit einem Zitat von Rolf Rüssmann, einem alten deutschen Nationalspieler. Sie werden sich jetzt fragen, was hat Rolf Rüssmann damit zu tun. Rolf Rüssmann war mal mit Borussia Mönchengladbach bei Borussia Dortmund zu Gast und er sagte den legendären Spruch: ‚Spielerisch haben wir keine Chance, aber wir können ihnen den Rasen kaputt treten.‘ Putin versucht, unseren Rasen, unsere Demokratie, unsere Freiheit kaputt zu treten. Und ich glaube wir haben das noch nicht ganz durschaut. Wir schauen immer auf die Spieler, denken ‚Ist das eine neue Viererkette? Eine neue Abseitsfalle?‘ aber auf den Rasen müssen wir schauen. Das Fundament unserer Gesellschaft wollen Sie kaputt machen.
Nico Lange: Wie können wir die demokratischen Institutionen stärken? Wir brauchen faktenbasierten, öffentlichen Diskurs. Wir brauchen starke Institutionen. Wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft. Was können wir tun?
Wir brauchen Rückbesinnung auf unsere Werte
Boris Reitschuster: Ich denke wir müssen uns wieder auf unsere Werte zurückbesinnen. Ich erlebe das ganz stark in Deutschland, wenn ich unterwegs bin, mit Vorträgen. Sehr viele Leute glauben heute mit Demokratie, Freiheit, Frieden: alles selbstverständlich, alles in die Wiege gelegt, alles der Naturzustand. Die Geschichte zeigt uns das Gegenteil.
Der Naturzustand, leider, ist eher Krieg, Willkür, Diktatur. Wir müssen verstehen, dass das etwas Einzigartiges ist, was wir haben. Dass wir dafür kämpfen müssen. Wir müssen uns dafür einsetzen, wir müssen wehrhaft sein. Und ich denke, das ist unser großes Problem: uns fehlt die Immunität gegenüber diesen diktatorischen Methoden. Das ist vielleicht ein bisschen wie mit den Pocken: Wir haben geglaubt dieser Virus der Diktatur, der Gewalt, der ist ausgestorben, aber er ist leider noch da. Das müssen wir uns vergegenwärtigen und dann müssen wir wehrhaft für Demokratie, für Freiheit uns einsetzen - das, wofür Konrad Adenauer gestanden hat.
Nico Lange: Vielen Dank, Herr Reitschuster.
Boris Reitschuster: Bitte.