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Nach Angaben der Regierung handelt es sich bei den 50 Angreifern um Mitglieder der ehemaligen Präsidentengarde Mobutus (DSP) der ehemaligen zairischen Armee (FAZ), die in der Nacht zum Sonntag über den Kongo Fluss aus Brazzaville gekommen sind, um einen Putschversuch zu unternehmen. Nach dem Sturz Mobutus waren ca. 3.000- 4.000 Angehörige dieser Eliteeinheit nach Brazzaville geflohen, die nach wie vor einen Unsicherheitsfaktor darstellen und die seit Monaten lautstark ihre Integration in die neu geschaffene Armee sowie die Freilassung ihrer in Kinshasa inhaftierten Kameraden fordern.
Der Informationsminister Vitale Kamerhe bemühte sich bereits am Sonntagvormittag auf einer Pressekonferenz zu betonen, dass die Situation unter Kontrolle sei und hatte erstaunlich schnell die Schuldigen als Ex-Mobutisten identifiziert, die angeblich mit diesem Putschversuch eine Destabilisierung der Transitionsphase erreichen wollten. Aus Sicht der Kabila-Anhänger sind die jüngsten Kämpfe ein Beweis für die Putschvorbereitungen ihrer Gegner.
Unabhängige Beobachter und Teile der kongolesischen Presse bezweifeln zunehmend diese offizielle Version der Ereignisse vom letzten Wochenende. Einige Ungereimtheiten und Unstimmigkeiten lassen Zweifel an den Verlautbarungen der Kabila-Vertreter in der Regierung aufkommen. So scheint es zumindest merkwürdig, dass insgesamt nur 50 Soldaten gleichzeitig vier verschiedene Standorte angegriffen haben sollen. Von Augenzeugen wurde berichtet, die „Rebellen“ hätten bei den Schusswechseln nur in die Luft geschossen. Auch die geringe Anzahl von Toten und Verletzten während immerhin vier Stunden Feuergefecht mitten in der Innenstadt von Kinshasa erscheint äußerst gering. Darüber hinaus wurden einige der gefangenen und der Presse vorgeführten „Rebellen“ von Teilen der Medien als ehemalige Strafgefangene identifiziert, die vor 14 Tagen im Rahmen einer Amnestie entlassen wurden.
So stellt sich die Frage nach dem wirklichen Hintergrund der Ereignisse vom letzten Wochenende, die den Friedensprozess und die Transitionsphase in der DR Kongo akut gefährdet haben. Nach Ansicht von einigen Pressevertretern und internationalen Beobachtern war der Zwischenfall vom Wochenende eine Inszenierung aus dem Umfeld des Präsidenten, bei dem dieser seine Fähigkeit demonstrieren wollte, eine Rebellion im Keim zu ersticken und seine Rivalen in der Übergangsregierung klein zu halten. Es gibt seit Anfang des Jahres Gerüchte, dass Jean Pierre Bemba, zweiter Vize-Präsident der DR Kongo und Führer der ehemaligen Rebellenfraktion MLC, für den Monat April einen Umsturzversuch plante. So könnte die angebliche Rebellion und ihre sofortige problemlose Niederschlagung als ein Machtbeweis Kabilas und eine eindeutige Warnung an zukünftige Putschisten zu verstehen sein. Der ehemalige zairische Diktator Mobutu Sese Seko hatte sich im Jahre 1966 mit der Operation „Conjurés de Pentecôte“ der gleichen Logik bedient und einen selbst inszenierten Putsch problemlos niedergeschlagen um seine Machtposition zu stärken. In der Öffentlichkeit wird der Zwischenfall vom Wochenende ebenfalls bereits als Operation „Pentecôte“ bezeichnet.
Die verschiedenen Gerüchte und die mit dem Zwischenfall verbundene Unsicherheit tragen indes nicht zu einer vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre in der Übergangsregierung bei. Die verschiedenen Akteure der Transitionsphase misstrauen sich gegenseitig und suchen die Verantwortung für die Zwischenfälle im jeweils anderen Lager. Dabei muss die Regierung in den nächsten Monaten wichtige Entscheidungen treffen, die den Weg für freie und geheime Wahlen 2005 ebnen sollen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich alle Fraktionen möglichst schnell wieder auf ihre Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag von Pretoria und ihre Verantwortung gegenüber dem kongolesischen Volk besinnen.