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Am 14. 8. 2001 ist Victor Ciorbea auf dem außerordentlichen Parteikongress der PNTCD erwartungsgemäß mit 431 von 452 Stimmen zum neuen Parteivorsitzenden gewählt worden. Mit seiner Wahl verbindet sich die große Hoffnung, dass nach den vergangenen stürmischen Wochen nun endlich wieder Ruhe in die Partei einkehren wird. Dies erscheint freilich zweifelhaft, denn es stehen nach der von Vasile Lupu und Catalin C. Chirita für die Zeit vom 17. - 19. August 2001 einberufene "Gegenkongress" sowie die Entscheidungen über die insbesondere von Chirita eingereichten verschiedenen Klagen aus.
Im Gegensatz zum turbulenten letzten Parteikongress vom Januar 2001 waren die Delegierten diesmal besonders darum bemüht, endlich Frieden in die Partei einkehren zu lassen. So fand keine kritische Auseinandersetzung mit der augenblicklich katastrophalen Situation der PNTCD statt. Dies war sicherlich im Sinne der Interimsparteiführung.
Einzig Bogdan Pitigoi, Vorsitzender der PNTCD - Studentenorganisation, hielt eine mutige kritische Rede, in der er darauf verwies, dass die Jugend nicht an die immer wieder geäußerten Verschwörungstheorien glaube. "Die ärgsten Feinde der Partei kommen aus den eigenen Reihen!" und deswegen solle der interne Wahlkampf endlich beendet werden. Es reiche auch nicht mehr aus, sich immer wieder nur auf die Vergangenheit zu beziehen, auf den Kampf gegen den Kommunismus und auf die Parolen aus der Zeit der Revolution. Der Zukunft zugewandt müsse man sich neuen, vor allen Dingen jungen Menschen gegenüber öffnen, so Pitigoi.
Damit hat der Vorsitzende der PNTCD - Studentenorganisation ein zentrales Problem benannt, zumal immer wieder im Verlauf des Kongresses hauptsächlich diese ruhmreiche Vergangenheit beschworen wurde, u.a. auch schon in der Eröffnungsrede von dem Ehrenvorsitzenden Ion Diaconescu, der auch die Leitung des Kongresses übernommen hatte. Er betonte, dass die PNTCD eine ernsthafte Krise durchlaufe, welche "von Feinden" angezettelt worden sei, die beabsichtigt hätten, der Partei den letzten Rest zu geben: "Leute, die sich nach vorne gedrängt haben, um ihre eigene Machtgier und Großmannssucht zu befriedigen".
Mit Ciorbea seien nunmehr die Voraussetzungen zur Rettung der Partei geschaffen worden. Einheit sei das Gebot der Stunde, vor allen Dingen Einheit in der Führung der Partei. Dieser Kongress sei der Ausdruck des neuen Anfangs, weitere Verbesserungen müssten mit der Zeit in Angriff genommen werden. Dieser Grundtenor beherrschte auch alle weiteren Reden.
Auch im Politischen Bericht, den Ciorbea vor seiner Wahl vortrug, fand keine kritische "Vergangenheitsbewältigung" statt. Positiv hervorgehoben wurden von Ciorbea die Erstellung eines neuen Parteienstatuts und Parteiprogramms sowie das Zusammengehen von ANCD und PNTCD.
Nach seiner Wahl zum neuen PNTCD - Parteivorsitzenden stellte Ciorbea dann den Politischen Plan zur Revitalisierung der Partei vor mit einem rigiden Zeitplan bis Oktober 2002 ("Plan für politische Aktionen und organisatorische Maßnahmen zur Unterstützung des Pro-gramms von Victor Ciorbea").
Fazit:
Leider hat der außerordentliche Parteikongress die Chance zu einem ehrlichen Neuanfang nicht genutzt. So kritisch in der Rückschau die PNTCD - Präsidentschaft von Andrei Marga betrachtet werden muss - viele der auf dem Kongress wiederholten Vorwürfe gegen ihn tref-fen sicher zu -, so wenig hat man an neuer Glaubwürdigkeit gewonnen. Bleibt zu hoffen, dass die Parteijugend um Bogdan Pitigoi nicht mundtot gemacht wird und auch nicht selbst resigniert, denn Rumänien wartet immer noch auf eine glaubwürdige christdemokratische Alternative zur politischen Linken.
Neue PNTCD - Führungsriege:
- Parteivorsitzender: Victor Ciorbea
- Generalsekretär: Constantin Dudu Ionescu
- 13 Vizepräsidenten: Serban Bubenek, Ion Caramitriu, Gheorghe Ciuhandru, Cornelia Coroianu (1. Frau im Parteivorstand!), Alexandru Herlea, Dorin Mihai, Teodor Morariu, Ion Muresan, Nicolae Noica, Irinel Popescu, Radu Sarbu, Remus Opris, Gheorge Valceanu.