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Nach der Begrüßung durch Ralf Altenhof, Leiter des Bildungsforums Bremen, stellte Christina Anger die Ergebnisse ihrer gemeinsam mit Anja Katrin Orth verfassten Studie „Bildungsgerechtigkeit in Deutschland“ vor, die im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung erstellt wurde. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass das Bildungssystem insgesamt gerechter geworden sei.
Dadurch hinge der Bildungsweg der Kinder immer weniger von ihrer sozialen Herkunft ab, sagte Christina Anger. Dies zeige sich beispielsweise daran, dass mehr als die Hälfte der 30- bis 65-Jährigen einen höheren Bildungsstand als ihre Eltern erreicht haben. Auch der Anteil der Hochschulabsolventen aus Nichtakademikerfamilien sei in den letzten Jahren stetig gestiegen. Außerdem ging Christina Anger auf die frühkindliche Bildung und Sprachförderung als Grundlage der weiteren Ausbildung ein, die besonders vor dem Hintergrund der gestiegenen Flüchtlingszahlen an Bedeutung gewinnen müsse.
Bremen erreichte im „Bildungsmonitor“ der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft einen der hinteren Plätze. Im Bereich Hochschule und Forschung sei man zwar bereits sehr gut aufgestellt – die Schulqualität und vor allem das Verhältnis der Bildungsausgaben zum restlichen Haushalt müssten jedoch deutlich verbessert werden. Auch der Anteil der von Bildungsarmut betroffenen Kinder sei in Bremen sehr hoch, stellte Christina Anger fest.
Im anschließenden Podiumsgespräch wurde zunächst auf die großen Bildungsunterschiede zwischen den verschiedenen Bremer Stadtteilen eingegangen, die durch den meist höheren Migrantenanteil in den ärmeren Gebieten noch verstärkt würden. Vor allem die Sprachbarrieren seien eine riesige Herausforderung, die die Lehrkräfte schnell an ihre Grenzen bringe, sagte Andrea Hermann Weide. Um die Startchancen für alle Schüler zu verbessern, plädierte sie für die Abschaffung des gegliederten Schulsystems: „Schule muss sich nach den Gegebenheiten der einzelnen Schüler richten – nicht andersherum“.
Dagegen befürwortete Peer Christian Sieveking den Vorschlag, im Bremer Westen ein Gymnasium zu etablieren. Dies würde den Stadtteil aufwerten und könnte den Bewohnern neue Chancen eröffnen. Außerdem betonte er die wichtige Rolle der Eltern für den Bildungserfolg ihrer Kinder und stellte heraus, dass man neben der Förderung schwächerer Schüler nicht vergessen dürfe, auch leistungsstärkere weiterhin zu unterstützen und zu fordern.
Für Christina Anger ist die Unterstützung der Lehrer, beispielsweise durch Sozialpädagogen, eine wichtige und notwendige Maßnahme. Sie sieht zudem ein „Missverhältnis der Ausgaben für verschiedene Bildungsstufen“ in Deutschland: Statt vermehrt in Hochschulbildung zu investieren, sollte besser die frühkindliche Bildung für alle kostenfrei zugänglich gemacht werden. Auch Moderator Thomas vom Bruch ist der Meinung, Kindergärten müssten als Bildungseinrichtungen gesehen werden, die die Grundlage für die weitere schulische Laufbahn der Kinder bilden. Außerdem sei der föderale Aufbau des deutschen Bildungssystems nicht mehr zeitgemäß und müsse daher überdacht werden.