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Kinderlosigkeit, Trennungen, räumlich weit voneinander entfernt lebende Familienmitglieder und immer individuellere Lebensentwürfe führen u.U. zu Vereinzelung und Allein-Sein, nicht selten auch zu Rückzug, Vereinsamung und evtl. psychischen Problemen. Im Alter tragen Kommunen möglicherweise die Lasten, indem vorzeitige Betreuung und stationärer Aufenthalt finanziert werden müssen, wenn die individuellen monetären Möglichkeiten nicht ausreichen.
„Nichts erfüllt mehr als gebraucht zu werden.“ Dieser Slogan des Bundesfreiwilligendienstes verdeutlicht ungemein treffend, dass Teilhabe vermutlich die beste Form der gesundheitlichen Prävention ist.
Verhinderung der negativen Folgen von Vereinzelung durch Teilhaben im Sinne von aktiver Teilhabe, also der Aufbau sozialer, weitest möglich selbst organisierter Netze ist daher ein gesellschaftliches Muss und Voraussetzung für zukunftsfähige kommunale Gemeinwesen.
„Was Du verschenkst, ist nicht verloren.“ Mit diesem Zitat von Mahatma Gandhi eröffnete Bernd Maibaum, Initiator verschiedener kommunaler Internet-Tausch- und Verschenk-Märkte, seinen Vortrag und machte damit deutlich, dass sich die skizzierte gesellschaftliche Notwendigkeit des TEIL-hab-ENs in vielfältiger Weise mit dem darüber hinaus zwingenden Erfordernis der Ressourcen-Schonung verbinden lässt.
Nach Kreislaufwirtschaftsgesetz sind die Kommunen zur Abfallvermeidung vorrangig verpflichtet. Mit der Einrichtung eines Tausch- und Verschenk-Marktes kommuniziert ein kommunaler Abfallwirtschaftsbetrieb, dass er sich ökologisch engagiert und Verantwortung für Umwelt und Region übernimmt.
Eine wichtige kommunikative bzw. Teilhabe-Komponente beinhalten auch die ebenfalls oft von Kommunen oder kommunalen Entsorgungs-Betrieben zur Abfallvermeidung angebotenen Repair-Cafes. Eigene Immobilien der Kommunen, z.B. die Altstadtschmiede in Recklinghausen, dienen diesbezüglich als Treffpunkt und als Ort weiterer Angebote, z.B. für Jugendliche.
Auch der Begegnungsort Mirker Bahnhof in Wuppertal, Teil der sog. Utopia-Stadt, beherbergt u.a. ein Repair-Cafe. Wie häufig verbindet sich hier ehrenamtliches Engagement - im Betreiber-Verein - mit einem kommunalen finanziellen Beitrag, hier seitens der Stadtentwicklung. Urban Gardening ist ebenfalls Bestandteil der Utopia-Stadt.
Urban-Gardening-Projekte zeichnen sich in besonderem Maße durch Kommunikation und Begegnung aus, sind häufig Generationen-übergreifend, interkulturell und verbinden unterschiedliche Milieus. Stuttgart misst dem eine derart hohe Bedeutung bei, dass die Stadt eigens einen Urban-Gardening-Beauftragten beschäftigt. „Die Bürgerinnen und Bürger tragen … gemeinsam mit der Stadtverwaltung zu einer lebenswerten und lebendigen Stadt bei.“ So die Stadt dazu auf ihrer homepage.
Facetten des Urban-Gardening nehmen immer mehr auch den Aspekt der Ressourcenschonung auf. Vermeiden von langen Transportwegen durch Kauf von Lebensmitteln aus der Region und der bewusste Konsum von Lebensmitteln der jeweiligen Saison haben sich Initiativen wie „SOLAWI – Solidarische Landwirtschaft; sich die Ernte teilen“, „Meine Ernte“ oder „Food Assembly“ auf die Fahnen geschrieben. Kommunen nehmen diese Trends auf und bündeln sie, verbunden u.a. mit der Frage, wie sich Stadtgesellschaften in Zukunft ernähren sollten und können. Beispielsweise in Berlin und Köln haben sich dazu sog. Ernährungsräte gegründet.
Die „essbare Stadt“, z.B. Andernach, trägt dem Ziel der höheren Wertschätzung für regionale Lebensmittel Rechnung, indem auf öffentlichen Grünflächen Obst, Gemüse und Kräuter wachsen. Die Stadt wurde damit zum Preisträger „Ausgezeichneter Ort 2013/14“ beim bundesweiten Innovationswettbewerb. Jeder kann in Andernach ernten und jäten. Teilhabe am Arbeitsleben insbesondere bei der Anlage der Nutzpflanzen-Flächen ermöglichte die Stadt im Rahmen einer gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft.
Eine solche - der Volksverein Mönchengladbach - war auch beim Fach-Symposium TEIL-hab-EN vertreten. „Teilen macht reich“, so das Motto des Unternehmens. Betont werden soll in dieser Hinsicht besonders die hohe Verankerung in der Stadt-Gesellschaft, die sich u.a. darin äußert, dass der Anteil an Spenden zur Finanzierung der Arbeit deutschlandweit mit am höchsten im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen ist; ein Ausdruck auch von Wertschätzung der Leistungen seiner Beschäftigten.
Ressourcenschonung wird im Volksverein durch Aufarbeitung und Verkauf gebrauchter Möbel, Kleidung und Haushaltsartikel praktiziert. Das u.a. vom Europäischen Sozialfonds geförderte bundesweite Projekt RECOM („Wiederverwendung und Ressourcenschonung im regionalen Netzwerk”), an dem auch die Mönchengladbacher beteiligt waren, zeigte auf, wie durch Kooperation unterschiedlicher Akteure weitere Arbeitsplätze für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen entstehen können, also TEIL-hab-EN expandieren kann.
Matthias Horx, Trendforscher und Inhaber des „Zukunftsinstituts“ in Frankfurt, äußerte Anfang 2016 in einem Interview, dass es in Deutschland einen unglaublichen Kooperationswillen gäbe, der sich in Phänomenen wie Urban Gardening, der „Share Economy“ oder im Engagement für Flüchtlinge ausdrücke. Er zieht für 2015 die Bilanz, dass wir in einer Gesellschaft voller Empathie-Bereitschaft leben. Für 2016 prognostiziert er einen Achtsamkeits-Trend: Immer mehr Menschen wollen sich achtsamer um sich selbst und um andere kümmern.
Und dazu zählt auch, so soll hier ergänzt werden, ein Leben mit der Natur und den vorhandenen Ressourcen sowie deren pflegliche Nutzung und Verwendung. Ein Kampf gegen die Natur ist ein Kampf gegen sich selbst, so z.B. die Naturwerk-Schule Mainz in ihrer Selbstdarstellung.
In diesem Sinne unterstützen heute bereits viele Kommunen die Nachhaltigkeits-Trends in unserer Gesellschaft und leisten damit wichtige Beiträge zum gesamt-gesellschaftlichen Nutzen von TEIL-hab-EN.
Das volkswirtschaftlich effizienteste Ergebnis von Erwerbsarbeit ist im ersten Arbeitsmarkt zu erwarten. TEIL-hab-EN für alle wird jedoch immer auch Komponenten von Transferzahlungen, Lohn-Subventionierung und Arbeiten in Beschäftigungsgesellschaften haben. Derartige Arbeitsergebnisse und die Erbringer der Leistungen gleichermaßen wertzuschätzen sollte permanentes gesellschaftliches Streben sein. Immaterielle Honorierung ehrenamtlicher Teilhabe-Leistungen wird in den Kommunen heute bereits vielfach praktiziert. Visionär ist eine Tätigkeitsgesellschaft, in der die Grenzen zwischen Erwerbsarbeit, subventionierter Arbeit und Ehrenamt insofern fließend werden, als jede dieser Tätigkeiten einen hinreichenden Lebensunterhalt ermöglicht.
Ein Impuls anderer Art zum Vorstehenden in Form eines Gedichts
von Dorothee Sölle:
Es kommt eine zeit / da wird man den sommer gottes kommen sehen / die waffenhändler machen bankrott / die autos füllen die schrotthalden / und wir pflanzen jede einen baum /
Es kommt eine zeit / da haben alle genug zu tun / und bauen die gärten chemiefrei wieder auf / in den arbeitsämtern wirst du / ältere leute summen und pfeifen hören /
Es kommt eine zeit / da werden wir viel zu lachen haben / und gott wenig zum weinen / die engel spielen klarinette / und die frösche quaken die halbe nacht /
Und weil wir nicht wissen / wann sie beginnt / helfen wir jetzt schon / allen engeln und fröschen / beim lobe gottes.