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Sprichwörtlich war es schon immer schwer, gutes Personal zu finden. Neu ist das Thema nicht, aber selten war es so dringlich. Aktuelle Umfragen kommen zu dem Ergebnis, dass fast neunzig Prozent der deutschen Unternehmen Probleme haben, geeignetes Personal zu finden. Die Folgen sind schwerwiegend: Bei sinkendem Arbeitsangebot gerät nicht nur das Wirtschaftswachstum in Schwierigkeiten, sondern auch die Sozialversicherungen, deren Finanzierung weitgehend auf Arbeitseinkommen basiert. Besonders problematisch ist, dass gerade Bereiche, die nicht nur für unsere wirtschaftliche Innovationsfähigkeit, sondern auch für die Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft entscheidend sein werden, von dieser Entwicklung besonders betroffen sind – Tätigkeiten im naturwissenschaftlich-technischen Bereich, aber auch in der Pflege, den Schulen oder Kindertagesstätten.

Vor diesem Hintergrund ist alarmierend, dass die Zahl der Menschen, die über keinen Berufsabschluss verfügen, seit Jahren zunimmt und nun erstmals die 2,5-Millionen-Marke überschritten hat. Auch der Anteil von Schulabgängern ohne Abschluss ist zu hoch. Hinzu kommt, dass die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in den nächsten Jahren in Rente gehen werden. Neben der demografischen Entwicklung, die beim Arbeitskräftedefizit eine Schlüsselrolle spielt, gibt es aber auch kulturelle und soziale Faktoren. Bei den Jüngeren richten sich die Prioritäten mit Blick auf Familie, Freizeit und Job neu aus. Das hat tiefgreifende Auswirkungen auf Umfang, Zeiten und Ort der Arbeit.

Vielleicht werden sich die Entwicklungen auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz, die gegenwärtig in aller Munde sind, als ein willkommener Faktor erweisen, die Herausforderungen des Arbeitskräftemangels zu bewältigen. Das legt jedenfalls die aktuelle ING-Studie mit dem vielsagenden Titel Die Roboter kommen (um zu helfen) nahe. Gleichwohl ist Skepsis geboten – vor Jahren gab es schon einmal ähnliche Prophezeiungen, dass die Automatisierung millionenfach Arbeitsplätze ersetzen würde. Diese Prognosen haben sich gesamtwirtschaftlich jedenfalls nicht bewahrheitet.

Was kann und muss vom wem getan werden? Diesen Fragen widmet sich unsere vorliegende Ausgabe aus verschiedenen Perspektiven: Von der Arbeitsvermittlung über die Gewerkschaften bis hin zu Arbeitgebern, im Weitwinkel mit Fokus auf Megatrends wie im Detail mit Blick auf einzelne Arbeitsbereiche, in Deutschland und im Ausland zeigt sich ein ernstes Lagebild, dem wir verstärkt Aufmerksamkeit schenken sollten.

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