Event reports
Am Abend des 31. Mai 2017 richtete das Politische Bildungsforum Hamburg der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Veranstaltung mit Vortrag und Podiumsdiskussion zum Thema "Die israelische Politik und ihre aktuellen Herausforderungen" aus. Der Saal des Amerikazentrums war mit rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut gefüllt, die Redebeiträge diskursiv und die anschließende Debatte mit dem Publikum rege.
Hauptredner des Abends war Dr. Michael Borchard, der die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel leitet, und für mehrere Veranstaltungen nach Deutschland angereist war. Nach einem prägnanten Image-Film, der Auskunft über die Arbeit der KAS Israel gab, informierte Michael Borchard über die aktuelle innen- wie außenpolitische Situation. So berichtete der Referent über eine negative Dynamik bzgl. der Perspektive einer Zwei-Staaten-Lösung, die im Zusammenhang mit einer religiösen Radikalisierung zu sehen sei. Hier sei laut Herrn Borchard Deeskalation notwendig, damit sich die religiöse Frage in ihrer Explosivität nicht weiterentwickle. Ein weiteres zentrales Problem Israels im Innern sei die mangelhafte soziale Kohäsion: Die soziale Schere ginge zunehmend auseinander und somit bröckele der Zusammenhalt in der israelischen Gesellschaft.
Als bemerkenswert positiv charakterisierte Dr. Borchard dagegen die Rezeption Deutschlands und der Deutschen in Israel. Das zeuge, unter Berücksichtigung der Shoah umso mehr, von der inneren Großzügigkeit der Israelis und verpflichte uns Deutsche zwecks Aufrechterhaltung dieser positiven Beziehung zu "Begegnung, Begegnung und nochmal Begegnung", so der Referent. Dabei komme auf politische Erwachsenenbildner in baldiger Zukunft verstärkt die Frage zu, wie die nationalsozialistische Gewaltgeschichte und Shoah mit immer weniger zur Verfügung stehenden Zeitzeugen profund vermittelt werden könne. In diesem Kontext berichtete Dr. Michael Borchard, dass die Konrad-Adenauer-Stiftung Israel die einzige politische Stiftung sei, die eine formalisierte Zusammenarbeit mit der bedeutendsten israelischen Gedenkstätte "Yad Vashem" unterhalte.
An der anschließenden Podiumsdiskussion unter resoluter Moderation von Julia Weigelt wirkten Stefan Hensel, der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hamburg, sowie Carsten Ovens, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, mit. Dabei sowie im Rahmen der vielzähligen Publikumsfragen wurden die außenpolitische Zeitenwende nach Donald Trumps Präsidentschaftsübernahme, zunehmende Interdependenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit sowie die Wahrung bzw. Wiederherstellung von Vertrauen als politischem Kapital erörtert. Die Diskussion geriet verstärkt in Wallung, als es um die Zwei-Staaten-Lösung und die innere Verfasstheit eines potenziellen palästinensischen Staates (Stichworte waren hier u.a. Pressefreiheit und Gleichberechtigung der Geschlechter) sowie um menschenverachtende Haltungen der PLO gegenüber Israelis ging.
Dem vielschichtigen und facettenreichen Veranstaltungsthema entsprach die hohe Diskursivität, die alle Mitwirkenden an den Tag legten, ebenso wie das aktive Mitreden der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Hamburg war in Gestalt vieler ihrer Mitglieder sowie Vorstandsmitglieder aus Hamburg ebenso wie aus anderen Städten präsent und engagiert. Die KAS Hamburg dankt für Interesse und Teilhabe, ebenso wie wir dem freundschaftlichen Amerikazentrum Hamburg für die kurzfristige Überlassung des großen Veranstaltungssaales zu Dank verpflichtet sind.