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Freiheit ´89

Vom Mut, nicht wegzusehen – Zur gefälschten Kommunalwahl vom 7. Mai 1989

An einem laut Universitätsrektorin Beate Schücking „besonders geeigneten Ort“ erinnerte die Adenauer-Stiftung am 5. Mai 2019 an das 30-jährige Jubiläum der gefälschten Kommunalwahlen in der DDR vom 7. Mai 1989.

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An einem laut Universitätsrektorin Beate Schücking „besonders geeigneten Ort“ erinnerte die Adenauer-Stiftung am 5. Mai 2019 an das 30-jährige Jubiläum der gefälschten Kommunalwahlen in der DDR vom 7. Mai 1989. Bis dahin ahnten viel Bürger in DDR nur, dass mit den Ergebnissen der Wahlen nicht alles korrekt zugehen kann. Durch vielfältige Aktionen konnten im Mai 1989 aber nun erstmals die Fälschung der Wahlen dokumentiert werden. Dies war ein Schlüsselmoment, welcher die Ereignisse ins Rollen brachten, die in der friedlichen Revolution, dem Mauerfall und schließlich der Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit gipfelten. Das Paulinum in Leipzig, war einst von der kommunistischen Diktatur zerstört worden, weil das christliche Symbol nicht in die atheistische Staatsideologie passte. Der Wiederaufbau ist somit auch ein Symbol für den Aufbruch nach der Zeitenwende 1989/90.

Etwa 550 interessierte Besucher und Besucherinnen hörten interessiert den Vorträgen von Ministerpräsident Michael Kretschmer und Bundespräsident a.D. Joachim Gauck. Michael Kretschmer schlug in seiner Rede den Bogen von den gefälschten Wahlen 1989 zu den anstehenden Wahlen in diesem Jahr. Er forderte dabei erneut dazu auf, vom Recht auf Wahlbeobachtung Gebrauch zu machen, nicht, weil die Wahlen gefälscht seien, sondern um „der Gerüchteküche die Basis zu entziehen“. Da Menschen heute die Legitimität der Wahlen wieder anzuzweifeln scheinen, sei es an der Zeit, zu beweisen, dass die Wahlen frei und fair sind, genauso wie vor 30 Jahren bewiesen wurde, dass sie es nicht sind.

Joachim Gauck würdigte die Leistungen der Menschen, die es in der Unterdrückung durch die SED gewagt hatten, sich zu widersetzen. Hier sei die Demokratie „in den Seelen unterdrückter Menschen“ entstanden. Das Engagement derer, die gegen das Regime gestimmt und mitgeholfen hatten, den Wahlbetrug zu beweisen, nannte er „begeisternd“. Auch wies er auf die widrigen Umstände in den Wahllokalen hin, in denen allein die Benutzung der Wahlkabine schon höchst verdächtig war. Was diese Menschen geleistet haben, sei ein „Abschied von der Ohnmacht“ gewesen. In eine solche Ohnmacht flüchteten sich laut Joachim Gauck in der heutigen Zeit aber auch viele Menschen freiwillig, indem sie von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch machen. Dies sei attraktiv, weil jeder Einzelne sich damit sagen könne, er sei „nicht verantwortlich“ für das was im Land geschieht. Da diese Haltung für ein Funktionieren der Demokratie höchst gefährlich ist, folgerte Joachim Gauck, dass aus dem Handeln der mutigen Menschen des Jahres 1989 eine „permanente Aufforderung“ erfolgt, „sich von der einladenden Ohnmacht zu verabschieden“.

In einem abschließenden Podiumsgespräch kamen noch einige Akteure des Jahres 1989 zu Wort, nämlich Regina Schild, Tobias Holitzer, Egbert Elefant, Peter Wensierski und Stephan Bieckhardt. Diese berichteten eindrücklich von den Erfahrungen, die sie als Wahlbeobachter, Organisatoren von Protest, oder aus dem Westen berichtender Journalist in dieser Zeit gemacht haben. Oft kam dabei beispielsweise zur Sprache, wie schwierig es war, tatsächlich eine Gegenstimme abzugeben, sei es wegen des Drucks im Wahllokal, oder auch nur wegen „Bleistiften ohne Mine“ in der Wahlkabine.

Timo Lanzner

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