Die ukrainische Armee am Vorabend der Krim-Annexion und des Donbas-Konflikts
Zum Zeitpunkt des Ausbruchs des russisch-ukrainischen Konflikts im Februar 2014 waren die ukrainischen Streitkräfte in keinem guten Zustand. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion erhielt die Armee seitens der Politik immer weniger Aufmerksamkeit. Wegen der insgesamt schlechten wirtschaftlichen Lage waren die Streitkräfte ständig unterfinanziert und wurden „optimiert“ – d.h. reduziert. Von der Sowjetunion vererbte Technik wurde ausverkauft. Überkommene sowjetische Strukturen wurden nicht reformiert und die militärische Hardware kaum modernisiert. Außer in begrenzten Friedenseinsätzen im Rahmen von UN- und NATO-Missionen partizipierten ukrainische Militärs an keinen Einsätzen und verfügten daher nur über wenig Erfahrung in der modernen Kriegsführung, einschließlich der Reaktion auf hybride Herausforderungen. Dabei hatte die ukrainische Rüstungsindustrie ausreichend Potential, um mit wenig Importkomponenten eigene Panzer, Schützenpanzer, Kriegsschiffe, Radare, Raketen und Marschflugkörper, Transportflugzeuge und andere militärische Ausrüstung zu produzieren. Dieses Potential wurde aber weder genutzt, noch modernisiert und teilweise willentlich zerstört. Staatlichen Waffenunternehmen haftet in der Ukraine häufig ein Ruf von Korruption, Ineffektivität und Bürokratie an. Diese negativen Tendenzen hielten unter Präsident Wiktor Janukowytsch an, in dessen Amtszeit sich die Erosion der ukrainischen Streitkräfte beschleunigte. Schließlich führten alle diese Faktoren dazu, dass nach dem Euromaidan, dem Regierungswechsel in Kiew und dem Beginn der russischen Intervention auf der Krim nur 5.000 kampffähige Militärs in der ukrainischen Armee verfügbar waren, wie der Bericht des damaligen amtierenden Verteidigungsministers Ihor Tenjuch vom 28. Februar 2014 feststellte. Und das obwohl die ukrainische Truppe auf dem Papier eine Stärke von etwa 125.000 Soldaten hatte.
Den vollständigen Länderbericht zur Verteidigungsfähigkeit und militärischen Ausstattung der Ukraine können Sie als PDF herunterladen.
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