Zu Beginn des Webinars führte Daniel Braun kurz in die Thematik ein. Hierbei stellte er ebenfalls anfänglich die politische Bildungsarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung, aber auch das PBF Thüringen vor. Er betonte außerdem die Aktualität des Seminars, da am Tag zuvor die nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung veröffentlicht wurde. Anschließend übergab er das Wort kurz an den Referenten Rico Chmelik, der als Vertreter des Verbandes „automotive thüringen“ anwesend war.
Danach startete der Referent Prof. Dr. Thomas von Unwerth von der Technischen Universität Chemnitz mit seinem Vortrag mit dem Titel „Ausgedieselt? E-Mobilität mit Batterien, Wasserstoff und Brennstoffzellen“. Einführend schilderte er die momentane Lage, veranschaulichte die Höhe der CO2-Emmissionen und Abgase, die beim Fahren herkömmlicher Benzin- oder Dieselfahrzeuge entsteht und erklärte, weshalb ein Umdenken nötig sei. Prof. Dr. Unwerth betonte dabei, dass dieses Umdenken zur Einhaltung der EU-Ziele wichtig sei und daher Alternativen gesucht werden sollen; eine solche Alternative könne eben der Wasserstoffantrieb in Form von Brennstoffzellen sein. Im Folgenden ging er darauf ein, inwieweit Wasserstoff sinnvoll ist: Schaut man sich im Vergleich den Verbrennungsmotor, die Brennstoffzelle, sowie ein Elektroauto mit Batterie an, so fällt auf, dass die Energiedichte der Brennstoffstelle sich zwischen dem Diesel und der Batterie befindet. Batterien von Elektroautos müssten daher sehr viel kleiner und leichter werden, um mit der Brennstoffzelle mithalten zu können. Da Entwicklungen allerdings s-kurvig verlaufen, sieht der Referent ein Problem in eben einer solchen drastischen Verkleinerung der Batterien in den nächsten Jahren. Im Gegenteil dazu stecke die Brennstoffzelle noch am Anfang der Entwicklungskurve und biete daher ein starkes Entwicklungspotential. Auch im Hinblick auf die Leistung der Betankungsdauer schneide die Brennstoffzelle gut ab, so Prof. Dr. Unwerth: Vergleiche man drei verschiedene Automodelle miteinander, so würde das Dieselauto durch 1 Minute „fueling“ 800km weit fahren, das Brennstoffzellenauto immerhin 100km und das klassische E-Auto nur 8km weit fahren. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur für durch Wasserstoff betriebene Fahrzeuge einfacher herzustellen ist, da die bestehende Tankstelleninfrastruktur ergänzt werden könne und abnehmende Grenzkosten bestünden. Ein großer Vorteil, den Wasserstoff als Energiequelle besitzt, sei außerdem, dass Batterien weiter benötigt würden und man so bestehende Wertschöpfungsketten zum Teil übernehmen könne. Die Chance auch andere und neue Wertschöpfungsketten und Geschäftsfelder zu entwickeln, würde weiter den Vorteil haben, dass neue Markteintritte und -platzierungen möglich würden. Prof. Dr. Unwerth betonte allerdings mehrfach, dass Wasserstoff die bisherigen Antriebsformen nicht ersetzen solle, sondern, dass ein Antriebsmix die Zukunft gestalten werde, in der dann auch die Brennstoffzelle eine wichtige Rolle spielen solle.
Im Anschluss wurde das Wort dann an den Referenten Dr. Daniel Bader vom IHI – Charging Systems International übergeben. Seine Präsentation gliederte sich in drei Teile, nämlich in die Frage nach dem Wieso („Why?“), dem Was („What?“) und dem Wann („When?“). Im ersten Teil erklärt er, dass der Verbrennungsmotor, sowie auch die vollelektrische Antriebsversion irgendwann an ihre Grenzen kommen werden. Auch er betonte, dass das Potential von Batterien irgendwann ausgeschöpft sei und diese einfach zu schwer würden. Um mit diesen schweren Batterien dann gleich viel zu transportieren wie bisher (beispielsweise mit Hilfe von LKWs, Frachtschiffe und Flugzeuge) würde der Verkehr sich letztendlich verdoppeln müssen. Daher sieht auch er die Notwendigkeit der Brennstoffzelle als sinnvolle und innovative Ergänzung. Außerdem ist festzustellen, dass einige der großen Fahrzeughersteller bereits Strategien zur Nutzung und Entwicklung der Brennstoffzelle erarbeitet haben. So habe Daimler der Brennstoffzelle zwar abgekündigt, allerdings zusammen mit Volvo ein joint venture angekündigt, welches die Intention besitzt, die Brennstoffzellenforschung voranzutreiben. Im zweiten Teil erklärte der Referent grob, wie eine Brennstoffzelle überhaupt funktioniert und im dritten Teil gab er einen kleinen Einblick in die Zukunft der Technik. Besonders wichtig fand er dabei, dass verschiedenen Regionen der Welt zu ähnlichen Prognosen zur Nutzung der Brennstoffzelle kamen. So würde 2030 schon ein nennenswerter Anteil per Wasserstoff angetrieben werden, im „off-highway“ Bereich sogar schon in den nächsten Jahren. Auch Dr. Bader betonte am Ende seines Vortrages noch einmal, dass das alte Modell keinesfalls ersetzt, sondern weiterentwickelt werden solle. Er stellte klar, dass das Elektroauto sehr wohl seine Daseinsberechtigung habe, allerdings nicht alleine funktioniere.
Im Anschluss an die beiden Vorträge wurden dann über die Chat-Funktion noch zahlreiche Fragen von Teilnehmenden gestellt. Eine Frage war beispielsweise das Unfallrisiko von Wasserstofffahrzeugen. Die Referenten erläuterten allerdings, dass diese nicht gefährlicher seien als benzinbetriebene Fahrzeuge und, dass alle Fahrzeuge nur zugelassen würden, wenn diese die Sicherheitsstandards einhielten. Weitere Fragen gab es auch im Bereich des internationalen Vergleiches in der Forschung von Brennstoffzellen, sowie im bildungspolitischen Bereich zur Förderung eben dieser Forschung. Bei beiden Fragen waren die Referenten optimistisch: Sie stellten klar, dass Deutschland sehr wohl das Potential hätte, im internationalen Vergleich mitzuhalten. Auch an den Hochschulen würde die Entwicklung nicht verpasst und neue Forschungsfelder und Lehrstühle würden entstehen. Auf Grund der hohen Teilnehmerzahl und der hohen Nachfrage konnten leider nicht alle Fragen geklärt werden. Herr Braun machte die Teilnehmende allerdings darauf aufmerksam, dass die Veranstaltung zeitnah wiederholt würde. Damit würden dann auch Leute, die an diesem Tag wegen der Höchsteilnehmerzahl nicht mehr teilnehmen konnten, eine Chance auf eine Teilnahme haben.
Das Seminar endete mit einem Hinweis auf weitere Angebote des KAS Landesbüros Thüringens durch Daniel Braun.
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