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In der bis auf den letzten Platz gefüllten Kleinen Synagoge in Erfurt eröffnete das Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. die Reihe der DenkTag-Veranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Thüringen.
Die Thüringer Finanzministerin und Schirmherrin des Thüringer Denktages Marion Walsmann MdL unterstrich in ihrem Grußwort die Notwendigkeit der Erinnerungsarbeit und Bewahrung des Andenkens der Opfer. Dafür stehe die gesamte Thüringer Landesregierung ein. Sie betonte, dass dem Gedenken der Opfer und dem Erinnern der Gräueltaten des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle zukommt, um den aktuellen rechtsextremen Tendenzen in der Gesellschaft entgegenzuwirken.
Inge Deutschkron, 1922 in Finsterwalde geboren, schilderte als Zeitzeugin und Holocaustüberlebende ihre Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. In ihren, auf dem Buch „Ich trug den gelben Stern“ basierenden, Erzählungen beschrieb sie den in offenen Hass und Feindschaft der Nationalsozialisten umschlagenden Antisemitismus, der bereits in den letzten Jahren der Weimarer Republik zunahm. Ihr Vater, ein Weltkriegsveteran und wie so viele Juden in Deutschland hervorragend integrierter und loyaler Staatsbürger, verliert seine Stelle als Lehrer 1933 und kann über Umwege 1939 nach Großbritannien emigrieren, während Inge Deutschkron und ihre Mutter in Deutschland zurückbleiben. Die späte Flucht ihres Vaters war auch der großen Deutschlandverbundenheit ihres Vaters geschuldet, der seine Heimat nur ungern verließ. Außerdem wiegten sich immer viele deutsche Juden in Sicherheit und betrachteten den Antisemitismus als Propaganda, der mit Festigung des NS-Regimes schwächer werden würde. Erst die Pogromnacht des 9. November 1938 öffnete den deutschen Juden kollektiv die Augen, dass die Hass- und Vernichtungspropaganda, keine hohlen Drohungen waren.
Inge Deutschkron und ihre Mutter überlebten den Krieg als illegale Juden in Berlin, die sich den Deportationen der Nationalsozialisten entzogen. Eine Schlüsselrolle kam dabei der Blindenwerkstatt Otto Weidts zu, der mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versteckte Juden unterstützte und mit Unterkunft und Verpflegung versorgte. Aber auch das Ehepaar Gums und andere retteten durch sie mit ihren Mut vor dem sicheren Tod in den Vernichtungslagern im Osten. In den teilweise abenteuerlichen Verstecken waren sie stets mit der Angst vor Entdeckung konfrontiert und mussten zur Sicherung des Lebensunterhalts sogar in Familien von SS-Angehörigen tätig werden. Außerdem nahmen die die Identität von Prostituierten oder ausgebombten Flüchtlingen an. Nicht weniger als 14 Verstecke mussten Inge Deutschkron und Ihre Mutter aufsuchen, bis der Nazi-Terror mit dem 8. Mai 1945 aufhörte. Sie hatten überlebt, bis auf ihren Vetter und den Vater als einzige Angehörige der Familie.
Im anschließenden Gespräch interessierte die Zuhörer insbesondere situationsbedingte Herausforderungen in dieser Zeit und den Werdegang Inge Deutschkrons nach dem Krieg. Im Anchluss nutzten viele Anwesende die Gelegenheit, sich das Buch Inge Deutschkrons signieren zu lassen.