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Am 12.06. lud das Politische Bildungsforum Thüringen zur Veranstaltung „Neue Heimat Thüringen –Kolumbien im Herzen. Wege des Ankommens“. Gemeinsam mit der kolumbianischen Botschaft sollte den Gästen, darunter auch 50 Kolumbianer, kultureller Austausch ermöglicht werden, wobei hier auch der kulinarische Aspekt mit zahlreichen kolumbianischen Köstlichkeiten, Kaffee, landestypische Speisen und Wein eingeschlossen war. In diesem Zusammenhang sei noch einmal dem Ehepaar Ehrenberger-Castellanos und ihren tatkräftigen Helfern für die Zubereitung der kulinarischen Köstlichkeiten, Tatiana Londono und Volker Herwig für die Verkostung des kolumbianischen Kaffees und Carlos Reyes Sierra von der Winzern vom Weinsberger Tal eG für die Ausstattung mit seinem Wein zu danken, denn sie ermöglichten Kolumbien nicht nur auf Ebene der Wissensvermittlung, sondern auch auf geschmacklicher Ebene kennenzulernen. Als besonderer Gast, um über Kolumbien zu berichten, war die kolumbianische Botschafterin María Lorena Gutiérrez Botero geladen.
Begrüßung
Zunächst begrüßte Maja Eib, Leiterin des Politischen Bildungsforum Thüringens, herzlich die Gäste und betonte, dass man Kolumbien häufig nur als fremdes Land oder verbunden mit den politischen Herausforderungen kenne. Daher sei es, ganz im Sinne der Aufgabe der Konrad-Adenauer-Stiftung, ein Anliegen dieses Land den Bürgern näherzubringen.
Kolumbianer, so Eib, seien in Thüringen nur eine kleine Gruppe weswegen es ihnen häufig an Aufmerksamkeit fehlt, obwohl sie sich besonders durch gute Integration auszeichnen, was im Kontext der aktuellen Integrationsdebatten zu unterstreichen sei.
In der anschließenden Begrüßung durch Henry Worm, Landtagsabgeordneter der CDU-Fraktion, verwies er auf Kolumbien wie er es kennt. Ein Land, das Vergangenheit und Zukunft, Kultur und Geschichte vereint, aber auch durch seine Gastfreundschaft und Begeisterung in persönlicher Erinnerung geblieben ist. Gleichzeitig sprach er jedoch auch davon, dass das öffentliche Bild Kolumbiens, das vor allem Kriminalität und Drogenhandel beschreibt, nicht korrekt sei und, auch im Rahmen dieser Veranstaltung, korrigiert werden müsse.
Kai Ehrenberger, Vertreter von Kolumbianer in Thüringen, dagegen betonte die Gemeinsamkeiten zwischen Thüringern und Kolumbianern und die Zusammenarbeit, die zwischen Deutschland und Kolumbien auf allen Ebenen stattfindet. Gleichzeitig sei den Thüringern und Kolumbianer aber auch die Begeisterung für Flora und Fauna gemein.
Vortrag der Botschafterin María Lorena Gutiérrez Botero
Botschafterin Gutiérrez Botero legte den Schwerpunkt ihres Vortrages auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Dabei ging sie auch auf das öffentliche Bild Kolumbiens ein und sagt deutlich aus, dass der Bürgerkrieg mit den FARC-Rebellen und der Drogenhandel teil der kolumbianischen Geschichte sind, die eben dazugehören und mit denen man sich auseinandersetzen müsse.
Gleichzeitig sei Kolumbien jedoch ein Land, das nun mit dem Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee) den Bürgerkrieg nach einem viereinhalb Jahre andauernden Verhandlungsprozess überwinden kann.
In diesem Friedensabkommen bestehe nun das Potential für die Entwicklung Kolumbiens. So soll etwa durch Landreformen der Kokaanbau und damit die Problematik des Drogenhandels bekämpft werden. Teil dieser Landreform ist die Reduzierung von hunderttausend Hektar Land mit Kokaanbau auf circa zwanzigtausend. Teil der Landreform sei außerdem die Bereitstellung von Infrastruktur um den Handel mit anderen Agrarprodukten wie Ananas und Spargel zu ermöglichen. Diese Landreform, so Gutiérrez Botero, werde erfolgreich sein, da Bauern ebenfalls interessiert seien, da der dominante Anbau von Kokapflanzen die Etablierung neuer Landwirtschaftsprodukte behindert, welche im Gegensatz zum Koka, keine logistische Basis haben. Das Friedensabkommen sei aber auch deshalb erfolgreich, weil 7000 FARC Mitglieder bisher ihre Waffen niederlegten und die Wirtschaft mit dem nun stabilen politischen Umfeld wachsen kann. Dazu gehöre die Wiedereingliederung von 400 Städten durch Infrastrukturprojekte, aber auch die deutsche Unterstützung, die in Bereichen der historischen Aufarbeitung, der Etablierung einer Übergangsjustiz durch deutsche Experten und die demokratische Bildung ermöglicht wird.
In diesem Zusammenhang und aufgrund des wirtschaftlichen Wachstums, Reformen zur Ermöglichung eines guten Geschäftsumfeldes, der Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Umwelt sei Kolumbien eine sichere Investition für Unternehmer mit Zukunftsaussicht.
Vortrag Lukas Lingenthal
Lingenthal, Länderreferent Kolumbien im Lateinamerika-Team der Konrad-Adenauer-Stiftung, ermöglichte in seinem Vortrag einen Einblick in die Arbeit der Stiftung in und mit Kolumbien.
Beispielhaft sei hier die Zusammenarbeit in einem Journalistenprojekt zum Aufbau eines Multimediaprojekts zu nennen. In dem daraus entstandenen Internetauftritt „Wendepunkte“ wird gezeigt wie Menschen in Kolumbien den Friedensprozess wahrnehmen.
Weitere Bereiche der Kooperation sei die ländliche Entwicklung und Dezentralisierung. So informierten sich etwa kolumbianische Bauern bei einem Besuch bei deutschen Genossenschaften über die Landwirtschaft in Deutschland. Auch die politische Bildung und der Demokratieauftrag werden in der Zusammenarbeit, vor allem im ländlichen Raum verfolgt.
Diskussion
In der anschließenden Diskussion kam unter anderem Dr.-Ing. Estefanía Cano Cerón, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut für digitale Medientechnologie IDMT Ilmenau, zu Wort, die erzählte, dass sie durch den Wunsch nach Forschung eher zufällig nach Deutschland kam. In der weiterführenden Diskussion wurde in diesem Zusammenhang dann deutlich, dass die Werbung für den gegenseitigen Austausch etwa über akademische Projekte nicht ausreiche und sowohl Deutschland als auch Kolumbien mehr für sich werben müssen.
Auch im Bezug auf Kolumbianer in Deutschland wurde in der Diskussion erneut die gute Integration betont. Gerald Gaßmann, Honorarkonsul der Republik Kolumbien Stuttgart, betonte ferner den guten Bildungsstandard der Kolumbianer und dass im Bereich des kulturellen Austausches jeder tätig werden könne. Worms führte außerdem noch an, dass er, so sein Empfinden im Umgang mit lateinamerikanischen Praktikanten im Rahmen seiner Tätigkeit, Lateinamerikaner sich in Deutschland wohlfühlen.