Specialist conference
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Neunte „Kiewer Gespräche“
Genderpolitik: Erfolge-Misserfolge-Perspektiven
16.00 Anmeldung
16.30 Begrüßung
Yevhen Bystrytsky, Direktor, Internationale Renaissance Stiftung, Kiew
16.45 Grußworte
Natalia Korolevska, Sozialministerin der Ukraine
Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA im Europäischen Parlament, Brüssel
June Zeitlin, Sonderbeauftragte der OSZE für Gender-Fragen, Washington
17.30 – 19.30 PANEL I
Geschlechtergleichstellung in der ukrainischen Politik nach den Parlamentswahlen 2012
Eine funktionierende und lebendige Demokratie erfordert eine gleichberechtigte, vollständige und aussagekräftige Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger - Männer und Frauen – am politischen Geschehen. Die OSZE-Mitgliedsstaaten haben sich zur Förderung der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern am politischen und öffentlichen Leben verpflichtet. Dennoch sind Frauen in vielen Ländern immer noch unterrepräsentiert in der Politik und vor allem auf Entscheidungsebenen. Der aktuelle Anteil von Frauen in den nationalen Parlamenten der OSZE-Mitgliedsstaaten liegt bei 23,64 Prozent. Nach den Parlamentswahlen 2012, liegt der Anteil von Frauen im ukrainischen Parlament bei 9,4 Prozent. Eine Änderung des Wahlsystems, die Einführung von Frauenquoten und innerparteilicher Demokratie haben in einigen europäischen Ländern zu einer verstärkten Repräsentation von Frauen in politischen Ämtern geführt. Können diese Strategien auch in der Ukraine funktionieren? Welche Rolle spielen kulturelle Aspekte und Genderstereotypen bei der Beteiligung oder Nichtbeteiligung von Frauen in der Politik? Was sind die Lehren aus den Parlamentswahlen 2012 in der Ukraine?
Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin a.D.
Olena Kondratyuk, Co-Vorsitzende, interfraktionelle Vereinigung „Chancengleichheit“ in der Werkhowna Rada
Dr. h.c. Petra Roth, Oberbürgermeisterin Frankfurt am Main a.D.
Iryna Herashchenko, Co-Vorsitzende, interfraktionellen Vereinigung „Chancengleichheit“ in der Werkhowna Rada
Ajla van Heel, Gender Beauftragte, OSZE-Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte, Warschau
Iryna Berezhna, Co-Vorsitzende, interfraktionelle Vereinigung „Chancengleichheit“ in der Werkhowna Rada
Moderation: Stefanie Schiffer, Geschäftsführerin, Europäischer Austausch, Berlin
19.30 Empfang
Mittwoch, 6. März 2013
8.30 Registrierung der Teilnehmer
9.00 - 10.45 PANEL II
Das Private ist politisch – Biopolitik und Antidiskriminierungsstrategien
Gibt es einen Zusammenhang zwischen staatlicher Politik und menschlichem Körper? Wir sind gewohnt, uns das Politische als etwas Unkörperliches, Abstraktes vorzustellen. Und doch ist es vor allem der Körper, der im Mittelpunkt politischer Handlungen steht: Im Krieg wird er im Namen der Nationen geopfert, über den weiblichen Körper soll das Wachstum der Bevölkerung gewährleistet werden. Politische Macht operiert über den Zugriff auf den Körper der Einzelnen. Wie funktioniert modernes Regieren und welche Rolle spielen dabei Gewalt und Sexismus als Machtinstrumente? Wie gestaltet sich der Einfluss des Staates auf die privaten Beziehungen seiner Bürgerinnen und Bürger in Transformationsländern und in etablierten Demokratien? Welche konstituierende Rolle spielt die Haltung zu sexuellen Minderheiten und reproduktiven Rechten der Frauen für die Entstehung einer offenen oder einer geschlossenen Gesellschaft? Wie kann man Antigenderinitiativen und neopatriarchalen Tendenzen im politischen Bereich entgegenwirken?
Prof. Dr. Claudia Bruns, Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt Universität zu Berlin, Geschichte und Gender Studies
Kateryna Levchenko, Präsidentin, Internationales Menschenrechtszentrum "La Strada-Ukraine"
Julia Strebkova, Philosophin, Ukrainisches Zentrum für Genderbildung, Nationale Technische Universität der Ukraine "Polytechnisches Institut Kiew"
Serhij Pomomarjiov, Leiter, Sekretariat für Nichtdiskriminierung der Menschenrechtsbeauftragten in der Verchovna Rada
Moderation: Olena Suslova, Genderkoordinatorin, Programm der Parlamentsförderung II, Vorsitzende, Frauen Informations- und Beratungszentrum
10.45 – 11.15 Kaffeepause
11.15 – 13.15 PANEL III
Verdeckter Lehrplan – Genderaspekte in Erziehung, Bildung und im öffentlichen Diskurs
Geschlecht als soziales Konstrukt wird gesellschaftlich normiert und muss gesellschaftlich hergestellt und kontrolliert werden. Schulen und Universitäten sowie öffentliche Diskurse spielen bei der Entstehung von Genderbeziehungen und geschlechtsspezifischen Verhaltensnormen eine entscheidende Rolle. Welche Gender-Botschaften finden wir zwischen den Zeilen unserer Lehrbücher oder versteckt in den Aussagen der Politiker? Welche Gendervorurteile und Stereotypen finden sich in der Erziehung und in den Medien, und welchen Einfluss nehmen sie auf die Ausbildung, die Berufswahl und die politische Einstellung der Schülerinnen und Schüler, und der Studierenden? Wie können Gender-Vorurteile und -stereotypen in der Bildung und im öffentlichen Diskurs hinterfragt werden? Wie muss eine geschlechterreflektierte Pädagogik aussehen? Wie können wir mit diesen Herausforderungen offensiv umgehen und junge Menschen zu gleichberechtigten und aktiven Bürgerinnen und Bürgern erziehen?
Olena Semikolenova, Dozentin für Zwischensprachliche Kommunikation, Taurische Nationale Wernadskij Universität
Dr. Oleh Marushchenko, Dozent für Philosophie, Nationale Medizinische Universität: Kharkiw, Experte, Gender Informations-Analytisches Zentrum (GIAZ) „KRONA“, Kharkiw
Dr. Marija Majerchyk, Historikerin, Sozioanthropologin, Kulturhistorikerin, Expertin für Gender und Queer Studien, Wissenschaftliche Mittarbeiterin, Institut für Ethnologie der Ukraine
Prof. Dr. sc. phil. Hildegard Nickel, Soziologin, Humboldt Universität zu Berlin, Soziologie der Geschlechterverhältnisse
Liliya Hrynevych, Abgeordnete der Werkhowna Rada, Vorsitzende des Parlamentarischen Komitees für Bildung (angefragt)
Moderation: Halyna Usatenko, Präsidentin, Stiftung Europa XXI, Kiew
13.15 – 14.15 Mittagspause
14.15 – 16.15 PARALLELLE ARBEITSGRUPPEN
AG 1 Gender und Politik
Parlamente sind gut aufgestellt, um sich dem Ziel der Geschlechtergleichstellung anzunähern, da sie die Gesamtheit der Gesellschaft, alle Bürgerinnen und Bürger, Männer und Frauen widerspiegeln. Ein gendersensibles Parlament ist ein Parlament, das durch seine Zusammensetzung, Strukturen, Abläufe, Methoden und Arbeitsformen auf die Bedürfnisse und Interessen von Frauen und Männern reagiert. Im Oktober 2012 wurde der Aktionsplan für gendersensible Parlamente von der Versammlung der Interparlamentarischen Union angenommen. Welche gendersensibilisierende Maßnahmen können von dem neuen ukrainischen Parlament ergriffen werden? Welche Rolle können parlamentarische Gleichstellungsgruppen bei der Förderung der Geschlechtergleichheit im Parlament und außerhalb spielen? Wie wirken sich politisch-kulturelle Prägungen und Genderstereotypen auf die Teilhabe von Frauen in Parlamenten aus? Wie funktioniert die Ressourcenverteilung in der politischen Sphäre und spiegelt sich dies in Parlamenten wider? Welche Erfahrungen gibt es mit besonderen Maßnahmen zur Förderung von Frauen in Parlamenten? Tragen diese Maßnahmen zu spürbaren Veränderung bei oder ist die Solidarität von Frauen-Politikerinnen wichtiger? Wie würde sich die Gesellschaft verändern, wenn mehr Frauen in die Politik involviert wären?
Dr. Oksana Jarosh, Leiterin, öffentliches Gender-Zentrum, Dozentin für Politikwissenschaften, Nationale Lesja Ukrainka Osteuropauniversität
Kristina Wilfore, Länderbeauftragte für die Ukraine, Nationales Demokratisches Institut Kiew
Dr. phil. Elke Wiechmann, wiss. Angestellte/akademische Rätin, Fernuniversität Hagen, Verwaltung und Lehrbeauftragte, Bergischen Universität Wuppertal, Lehrgebiet Politikwissenschaft
Kateryna Ryabiko, Beauftragte für demokratisches Regieren, OSZE-Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte, Warschau
Moderation: Maryna Rudenko, Programmleiterin der Parlamentsförderung II, vorsitzende, Frauen Informations- und Beratungszentrum
AG 2 Häusliche Gewalt. Genderbedingte Gewalt
Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen ist ein ständiges und weltweites Problem. Es wird durch seine mangelnde Sichtbarkeit und den Kontext der institutionalisierten Geschlechterungleichheit und Stereotypisierung verstärkt. Das Gewaltproblem wird oft als ein privates oder häusliches Anliegen und nicht als Menschenrechtsverletzung angesehen. Auch wenn dem Problem durch konkrete Maßnahmen oder gezielte Gesetzgebungsakte begegnet wird, stellt die Prävention immer noch eine zentrale Herausforderung dar. Häusliche und genderbedingte Gewalt hat weitreichende Auswirkungen auf die Eingliederung von Frauen in die Gesellschaft. Sie könnte als eine Manifestation der Kontrolle über Frauen angesehen werden, die die Fähigkeit und Möglichkeiten von Frauen, ihre eigenen Entscheidungen im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich zu treffen, begrenzt. Wenn das Grundrecht auf Würde und Sicherheit für Frauen nicht gewährleistet werden kann, wie können dann ihre politischen Rechte garantiert werden?
Ella Lamah, Programmleiterin, Zentrum für Demokratieentwicklung, Kiew
Iryna Midlovest, Leiterin der Abteilung der Nationalen „Hotline gegen Gewalt“, „La Strada-Ukraine"
Svitlana Gud, Leiterin der Abteilung zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt, Ministerium für Sozialpolitik der Ukraine
Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende, „Terre de Femmes“
Moderation: Mariana Yevsyukova, Leiterin der Rechtsabteilung, Internationales Menschenrechtszentrum "La Strada-Ukraine"
AG 3 Elternschaft und Beruf
In der Ukraine wie in Deutschland wird die Familie als Grundeinheit der Gesellschaft, die eines besonderen Schutzes bedarf, definiert. Die Realität kann aber anders aussehen: Familien haben oft Schwierigkeiten, die privaten Verpflichtungen mit beruflichen Anforderungen und ökonomischen Herausforderungen in Einklang zu bringen. In Deutschland lebt jedes fünfte Kind in Armut. Alleinerziehende Mütter sind überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen. Kinder sind für Frauen nach wie vor nicht nur das größte Armutsrisiko sondern auch Auslöser des „Karriereknicks“. Andere europäische Staaten haben bewiesen, dass Kinderreichtum und Berufstätigkeit miteinander vereinbar sind. Was können Deutschland und die Ukraine von europäischen Nachbarstaaten lernen? Wie können Elternpflichten die Karriere und die Teilhabe am politischen oder öffentlichen Leben von Frauen und Männern beeinflussen?
Denys Horbach, Journalist, Mitglied der Autonomen Arbeitnehmergewerkschaft
Nina Potarska, Journalistin, Mitglied der Bewegung „Feministische Offensive“
Hans-Georg Nelles, Sozialwissenschaftler, Erwachsenenbildner und Organisationsberater im Themenfeld „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“
NN, Vertreter der Französisch Botschaft (angefragt)
Moderation: Dr: Tamara Martsenjuk, Dozentin für Gender und Soziologie, Nationale Universität "Kiew-Mohyla Akademie"
AG 4 Reproduktive Rechte von Frauen und die demographische Krise
Viele Staaten stehen heutzutage vor einer demographischen Krise, was zu vielfältigen öffentlichen Debatten über die Rolle von Frauen und Männern sowie Familien in der Gesellschaft führt. Diese Debatten basieren oft auf religiösen Überzeugungen oder traditionellen Praktiken, die Frauen und Männern geschlechtsspezifische Rollen zuordnen. Aber was sind die wirklichen Ursachen für demographische Krisen und wie weit kann oder soll der Staat bei der Regulierung des Verhaltens seiner Bürgerinnen und Bürger, Frauen und Männern eingreifen? Wo und wann werden Regelungen zu Verletzungen von Menschenrechten und insbesondere von reproduktiven Rechten der Frauen?
Halyna Yarmanova, Genderforscherin, Mitglied der Bewegung „Feministische Offensive“
Dr. Ludmila Males, Dozentin für Theorie und Geschichte der Soziologie, Nationale Taras Shevchenko Universität, Kiew
PD Dr. Susanne Lettow, Gastprofessorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Moderation: Anna Dovhopol, Programmkoordinatorin, Heinrich Böll Stiftung, Kiew
16.15 – 16.30 Kaffeepause
16.30-17.00 Vorstellung der Ergebnisse der Arbeitsgruppen
Moderation: Gabriele Baumann, Leiterin, Auslandsbüro Ukraine, Konrad Adenauer Stiftung, Kiew
17.00 – 18.30 PANEL IV
Gleichberechtigt in Politik, Beruf und Wirtschaft?
Zusammenfassung der Tagungsgespräche, Abschlussdiskussion und Handlungsperspektiven für die „Kiewer Gespräche“
Stefanie Schiffer, Geschäftsführerin, Europäischer Austausch
Madina Jarbussynova, OSZE Projektleiterin in der Ukraine
Olena Suslova, Genderkoordinatorin, Programm der Parlamentsförderung II, Vorsitzende, Frauen Informations- und Beratungszentrum
Valerija Lutkovska, Menschenrechts-Beauftragte der Werchowna Rada (angefragt)
Olena Bondarenko, ehemalige Abgeordnete der Werkhowna Rada, Vorsitzende des Parlamentarischen Komitees für Genderfragen
Moderation: Miriam Kosmehl, Projektleiterin, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Kiew