Die Delegationsreise vom 31. Oktober bis 4. November 2022 fand im Rahmen des Projekts „Gemeinsam für Demokratie“ des Auslandsbüros Ukraine (Charkiw) und der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF Berlin) statt. Das bereits 2021 gestartete Projekt hatte und hat zum Ziel kommunal- und frauenpolitisch aktive Frauen in der Ost- und Südukraine zu stärken sowie den Austausch mit Kommunalpolitikerinnen in Deutschland zu fördern. Auch im brutalen russischen Angriffskrieg auf die gesamte Ukraine konnte der Informations- und Erfahrungsaustausch mit den Projektpartnerinnen fortgeführt werden.
Bei den 11 Teilnehmerinnen handelte es sich um Frauen in leitender Position aus Kommunalpolitik und Verwaltung, um Bürgermeisterinnen und Stadt- und Regionalrätinnen, um frauenpolitisch und zivilgesellschaftlich engagierte Frauen sowie um Expertinnen für Genderfragen aus der Soziologie und der Rechtswissenschaft. Die vertretenen Regionen sind Stadt und Region Charkiw, inklusive einer jüngst von der russischen Besatzung befreiten Gemeinde, die Region Donezk, die Region und Städte Odessa und Mykolajiw sowie die Stadt Dnipro und die Region Dnipropetrowsk.
Im Rahmen der Delegationsreise wurden Gespräche mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern im Bundesland Berlin und Sachsen geführt; u.a. mit der Vize-Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Bahar Haghanipour, sowie weiteren Abgeordneten als Sprecherinnen und Sprecher der Migrations- und Integrationspolitik, mit dem Leiter der Staatskanzlei Sachsen, Oliver Schenk, der Staatsministerin für Kultur und Tourismus Sachsen, Barbara Klepsch, und dem Sonderbeauftragten der Bundesrepublik Deutschland der Dezentralisierungsreform in der Ukraine, Prof. Dr. Georg Milbradt. Weiterhin fand ein Austausch mit Vertreterinnen von Frauenorganisationen und Netzwerken aus Politik und Zivilgesellschaft statt, u.a. mit der Geschäftsführerin der Frauenunion der CDU, Claudia Hassenbach, der Regionalbeauftragten Ost, Kommunalakademie der KAS, Elke Erlecke, der zentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Universitätsklinik Charité, Dr. Christine Kurmeyer, zwei Helene-Weber-Preisträgerinnen, Katja Glybowskaja und Miro Zahra.
Am 1. November 2022 fand eine Pressekonferenz in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin statt. Die Teilnehmerinnen Nadiia Kolenchenko (Abgeordnete des Regionalrates von Kirowohrad), Tetiana Yehorova-Lutsenko (Vorsitzende des Regionalrates von Charkiw) und Oksana Yelchiieva (Direktorin der Abteilung für sozialen Schutz der Bevölkerung von Mykolaiv) berichteten in der Pressekonferenz über die aktuellen Kriegsgeschehnisse und die andauernde Zerstörung kritischer Infrastruktur in ihren Regionen. In Anbetracht des nahenden kalten Winters machten sie deutlich, dass dringend weitere internationale Unterstützung bei der Reparatur dieser Infrastruktur benötigt werde. Darüber hinaus plädierten sie für militärische Unterstützung und für die Bildung neuer Städtepartnerschaften, da diese auch für den künftigen Wiederaufbau von großer Bedeutung sein werden.
Der Radiosender „Deutschlandfunk“ interviewte vor Ort mehrere Teilnehmerinnen und sendete einen Beitrag zur Pressekonferenz. Unter dem Titel „Kampf an vielen Fronten: Ukrainische Frauen und der Krieg“ wurde zudem eine Podcast-Folge veröffentlicht, in der sowohl die Teilnehmerinnen als auch Dr. Brigitta Triebel einen ausführlichen Lagebericht zu den aktuellen Angriffen und zur Rolle der ukrainischen Frauen im Krieg abgeben.
Die Begegnungen in dieser arbeitsreichen Woche des Delegationsbesuchs und neue Kontakte gaben Anstoß zu einer ganzen Reihe von humanitären Hilfsinitiativen, Kulturaustausch, Bildungs- und Kommunalpartnerschaften zwischen den von den Delegierten vertretenen und den deutschen Gemeinden. Die Umsetzung dieser Projekte, die weitere Informierung von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern sowie der Öffentlichkeit in Deutschland über die reale Situation in den Frontregionen sowie weitere Bemühungen zur Stärkung und Ausweitung der Beteiligung von Frauen in der ukrainischen Politik werden zu den Hauptaufgaben des Projekts in Anfang 2023.