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Ein direkter Kontakt zwischen Russland und der Ukraine ist nötig. Da es sehr kompliziert ist, diesen Kontakt herzustellen, ist die Arbeit der KAS eine große Hilfe. Und obwohl die Experten wenig Einfluss auf die Politik haben, können sie politische Entscheidungen besprechen und begründen. Bislang trafen sich die Experten, um Vertrauen aufzubauen. Nun wäre es gut, mehr Gewicht auf Lösungen zu legen, Ergebnisse zu entwickeln. Dabei sollte beispielsweise nach Instrumenten für eine Konfliktlösung gesucht werden.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden folgende Themenblöcke behandelt: „Stand und Perspektiven der Beziehungen im Dreieck „Ukraine-EU-Russland“: Determinanten der Krisen- und Postkrisenperiode“, „Vertiefte und umfassende Freihandelszonen mit der EU (wirtschaftliche Integration mit der EU) und die Eurasische Wirtschaftsunion: ein Konflikt oder ein Zusammenwirken?“, „Energieaspekte der Beziehungen Ukraine-EU-RF“.
Die als wirtschaftliches Integrationsprojekt durch Russland etablierte Eurasische Union wurde von allen Teilnehmern als wirtschaftlich nicht tragfähig und rein politisch motiviert dargestellt. Seine institutionelle Verzahnung mit der EU sei nicht sichtbar, die Handelsströme gingen im Gegenteil zurück. Grundsätzlich, so gaben mehrere Teilnehmer zu bedenken, trenne Russland seine Wirtschaftspolitik nicht von der Außenpolitik, deren Ziel es sei, politischen Einfluss in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion mit Druck durchzusetzen. Jeglicher Dialog mit offiziellen Vertretern Russlands zumal auf der politischen Ebene sei daher momentan unmöglich.
Über Energielieferungen von Gas und Öl versuche Russland seit Jahren, politischen Druck nicht nur auf die Ukraine auszuüben. Verhandlungen, die eine win-win Situation vorsehen, wurden von Russland nie akzeptiert.
Die EU sollte, so Mychajlo Hontschar, der ukrainische Referent zum Thema Energie, die Quellen von Öl und Gas durch andere Lieferanten ersetzen und Russland somit „zum Frieden zwingen“.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass es einer Neukonzeption der Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine bedarf. Momentan sei man von einer Annäherung weit entfernt. Mit der Neuausrichtung aber solle man nicht bis zur „Zeit nach Putin“ warten. Nur auf die These zweier russischer Teilnehmer, man müsse sich mit den Realitäten abfinden und anerkennen, dass die Krim Teil Russlands sei, reagierten die ukrainischen Teilnehmer empört. Schließlich gehörten zu einer Lösung in dieser Frage eindeutig zwei Parteien. Bei der Lösung des Konflikts im Donbass fand weitestgehend Konsens, dass man sich in militärischen Fragen wie dem Abzug der Truppen und dem Austausch der Gefangenen durchaus mit den Separatisten an einen Tisch setzen müsse, allerdings nicht in politischen Fragen, da hier die Steuerung in Moskau erfolge.
Die OSZE als derzeit einzige Institution, die von beiden Konfliktparteien geduldet wird, müsse modernisiert werden und mehr Befugnisse über das reine Monitoring hinaus erhalten. Der deutsche Vorsitz 2016 kann hier anknüpfen.