In Thüringen können immer öfter Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Viele Jugendliche kennen nicht die große Vielfalt der Handwerksberufe, wodurch sie sich dann oft für ein Studium entscheiden. Wie betrachtet die Politik die derzeitige Situation und was kann man tun, um das Image dieser Berufe zu verbessern? Darüber haben sich Judith Döring von der Handwerkskammer Erfurt und Christian Tischner, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, im Live-Talk des Politischen Bildungsforums Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung unterhalten. Als Moderator fungierte Rico Chmelik.
Bald fängt das neue Lehrjahr an und die Planungen befinden sich in einer schwierigen Phase. Geschuldet ist dies dem Umstand, dass es derzeit keine belastbaren Zahlen für die ganze Ausbildungssituation gibt. Das Pandemie-Jahr hat die Handwerkberufe besonders schwer getroffen, denn es war keine Berufsberatung möglich. Aus diesem Grund stellt der Bund Geld für Nachholprogramme zur Verfügung, denn man möchte den Fachkräftebedarf in den Griff bekommen. Die Berufsorientierungsphase ist hierbei von großer Bedeutung. Ohne Schülerbetriebspraktika, Ausbildungsbörsen und Messen, kennen viele ihre Möglichkeiten nicht und entscheiden sich für ein Studium, von dem sie nicht komplett überzeugt sind. Leider konnten digitale Formate nicht so viele erreichen wie persönlichen Beratungen.
Obwohl manche Handwerker finanziell besser dastehen als einige Hochschulabsolventen, mangelt es im Handwerk an Lehrlingen. Studien zeigen auch, dass dies nicht an der Bezahlung der Berufe liegt, sondern an Unwissenheit, denn Handwerksberufe gelten als fest- und krisensicher. Um die Attraktivität dieser Berufe in der Zukunft zu steigern, muss es eine absolute Priorität in Thüringen werden, die berufliche Bildung zu stärken. Derzeit ist der größte Mangel u.a. bei Metzgern, Bäckern und Klempnern zu verzeichnen, diese gelten jedoch schon länger als Mangelberufe, da sie einen schlechten Ruf haben.
In den letzten Jahren wurden in Thüringen keine Lehrer in Berufsschulbereich ausgebildet oder qualifiziert. Derzeit herrscht bereits ein Lehrerproblem im Bereich der beruflichen Bildung. In den nächsten fünf Jahren wird zudem fast die Hälfte aller Lehrer in Thüringen in Rente gehen. Die CDU setzt sich bereits länger für berufsorientierte Seiteneinsteiger-Programme ein, jedoch haben sie bisher noch kein Gehör gefunden. Um das Problem des Lehrermangels zu lösen, möchte das Bildungsministerium Berufsschulstandorte reduzieren. Im Oktober fällt die Entscheidung zum Berufsschulnetzwerk für das nächste Jahr, dies ist jedoch kritisch zu betrachten, da das Pandemie-Jahr nicht mit den vorigen Jahren verglichen werden kann. Daher empfiehlt die CDU für zwei bis drei Jahre keine Entscheidung diesbezüglich zu treffen, sondern stattdessen an einem Konzept zur Berufsbildung in Thüringen zu arbeiten.
Die Handwerkskammer ist der Meinung, dass für jeden Bereich und für jede Region einzeln entschieden werden sollte. Ein Vorschlag wäre Ausbildungsstandorte entlang der Autobahn zu verlegen, um sie zugänglicher zu machen. Die Hoffnung bleibt, dass man sich nach den Landtagswahlen vernünftig zusammensetzt und das Problem gemeinsam angeht. Im Jahr 2020 war 78 Prozent des Arbeitskräftebedarfs bei Berufen mit Berufsschulabschluss. Daher braucht man eine Lösung bei der keine Ausbildungsplätze verloren gehen.
Goldener Boden mit Imageproblemen
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