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Essay

Die Rückkehr des Krieges

von Wilfried von Bredow

Alte und neue Formen militärischer Gewalt im 21. Jahrhundert

Die seit der Jahrhundertwende deutlich steigende Zahl militärischer Konflikte zwingt diejenigen Länder, die sich dem westlichen Ordnungsmodell verpflichtet fühlen, zur Bündelung ihrer Interessen und zu einem Überdenken bisheriger Sicherheitskonzepte. Zwei Merkmale zeichnen die neuen Kriege aus: Zum einen die „asymetrische Normalität“ der Kriegsführung, zum anderen der gleichzeitige Gebrauch modernster und auf den ersten Blick antiquiert erscheinender Waffensysteme. In Deutschland fehlt derzeit ein aufgeklärter Umgang der Öffentlichkeit mit der neuen Wirklichkeit und eine über Expertenkreise hinausgehende Diskussion, die der Komplexität internationaler Entwicklungen gerecht wird.

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Februar 2024: Eine Reise an die Donbass-Front in der Ukraine. Hier im Raum Velyka Novosilka während einer Schießübung von Soldaten. Friedrich Bungert/Süddeutsche Zeitung Photo
Februar 2024: Eine Reise an die Donbass-Front in der Ukraine. Hier im Raum Velyka Novosilka während einer Schießübung von Soldaten.

Für den britischen Militärwissenschaftler Colin S. Gray hat das 21. Jahrhundert als another bloody century begonnen. So wird es auch in den vor uns liegenden Jahrzehnten weitergehen – mit sehr unterschiedlichen Kriegen. Die große Variationsbreite der Kriegsformen lässt es nicht zu, sich nur auf ein bestimmtes Kriegsbild zu konzentrieren. Die auf den ersten Blick „klassischen“ zwischenstaatlichen Kriege um Grenzverläufe, Territorien oder Einflusszonen stehen dabei nach wie vor im Vordergrund der Weltpolitik. Aber auch nichtstaatliche Akteure wie transnationale Terrornetzwerke, lokale Warlords, militante Religionsführer, kriminelle Großclans oder scheinbar selbständig, in Wirklichkeit jedoch häufig in Abhängigkeit von Drittstaaten handelnde Milizen sind heute wichtige, manchmal mit modernsten Waffen ausgestattete Kriegsparteien.

 

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Schon ein grober Überblick über das Kriegsgeschehen seit Beginn unseres Jahrhunderts lässt keine Zweifel aufkommen: Die Zahl der Gewaltkonflikte und Kriege auf der Welt ist gewachsen. Das betrifft mehr oder weniger alle Kontinente. „Inseln eines dauerhaften Friedens“ lassen sich nicht ausmachen. Selbst wo es lange danach aussah, wie etwa in einem Großteil von Europa, verflüchtigt sich inzwischen das Vertrauen in die Stabilität des Friedens.

 

Allgemeine Konfliktverschärfung

Es gibt viele Gründe für diese Entwicklungen, die sich im Übrigen auch oft gegenseitig verstärken. Wenn das globale internationale System auf der Handlungsmacht der Staaten und ihrer Regierungen aufgebaut ist, dann bringen der in vielen Teilen der Welt zu beobachtende Staatsverfall und der Aufstieg mächtiger nichtstaatlicher Akteure eine Schwächung dieser Handlungsmacht mit sich. Für die Stützung der etablierten politisch-diplomatischen und völkerrechtlichen Regeln der Weltpolitik sah sich lange Zeit der Westen in der Verantwortung. Diese Zeit ist vorbei und sie wird auch in dieser Form nicht wiederkommen. Heute konkurrieren auf der Weltbühne gleich mehrere globale Ordnungsmodelle ziemlich heftig miteinander. Auf vielen politischen Feldern lassen sich die jeweils in ihnen zusammengebundenen Interessen und Werte nur mühsam oder überhaupt nicht miteinander abgleichen, obgleich das angesichts wachsender globaler Probleme besonders dringlich erscheint.

In Verbindung mit dem erbittert ausgefochtenen ökonomischen und technologiepolitischen Wettbewerb sowie dem wieder dynamischer gewordenen Wettrüsten prallen die gegenläufigen Interessen beim Zugriff auf die für moderne Technologien notwendigen, aber nur in begrenztem Umfang und in spezifischen Regionen verfügbaren Rohstoffe hart aufeinander. Die lebenswichtige Ressource Wasser wird in großen Teilen der Welt auf dramatische Weise knapper. Migrationswellen, ausgelöst aus unterschiedlichen Gründen (Krieg, Hunger, demografische Ungleichgewichte, klimatische Veränderungen), entfachen an ihren Zielorten soziale und politische Spannungen, die zu kollektiven Gewaltausbrüchen führen können. Zudem ist in den letzten Jahrzehnten die Intensität ethnischer und religiöser Konflikte gewachsen. Viele dieser Konfliktverschärfungen haben ihren Ausgangspunkt zwar auf lokaler Ebene. Sie zeitigen aber infolge großregionaler und globaler Vernetzungen oft weltumspannende Wirkungen.

 

Herkömmliche und neuartige Kriege

Krieg hat viele Gesichter. Er taucht schon in der frühen Menschheitsgeschichte auf und ist seit damals nicht mehr aus ihr verschwunden. Eine allgemeine Definition fasst Krieg als einen mehr oder weniger streng organisierten, überwiegend mit Gewaltmitteln ausgefochtenen Konflikt zwischen sozialen Gruppen (von der Familie bis zu Staatenkoalitionen) um die Herrschaft über ein bestimmtes Territorium, um den Besitz eines begehrten Guts oder zur Durchsetzung bestimmter kultureller, nicht zuletzt religiöser Werte. Worum es im jeweiligen Einzelfall geht, hängt von der historischen Konstellation ab.

Eine deutliche Unterscheidung zwischen herkömmlichen und neuartigen Kriegen gibt es nicht. Aber selbstverständlich haben sich das Erscheinungsbild des Kriegsgeschehens und die Strategie der Kriegsparteien verändert. Großen, vielfach entscheidenden Einfluss auf den Kriegsverlauf haben neben der Kampfmoral der Soldaten die eingesetzten Waffen und Kampfmittel, deren Zerstörungskraft durch zielgerichtete Forschungen und Entwicklungen der Rüstungstechnologie insbesondere seit dem 19. Jahrhundert enorm gesteigert wurde.

Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts ist oft von „Neuen Kriegen“ die Rede. Dieser an und für sich wenig aussagekräftige Begriff zielt auf einen charakteristischen Unterschied zwischen den (meisten) Kriegen während des Ost-West-Konflikts und denen, die seither ausgefochten werden. Für gegenwärtige Kriege gilt, dass eine Reihe von Trennlinien, die früher zwar nicht immer streng, aber doch zumeist wirksam waren, inzwischen weitgehend durchlöchert worden sind. Die Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Sicherheit (nach wie vor in verschiedenen Regierungsbehörden ressortierend) hat sich durch die Anschläge transnationaler Terrornetzwerke ebenso ein Stück weit aufgelöst wie die zwischen zivilen und militärischen Angriffsmethoden und -zielen oder zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten. Eine Trennlinie hält gegenwärtig immerhin noch, nämlich die, welche den militärischen Einsatz von Nuklearwaffen ausschließt. Ob das auch in Zukunft so bleibt, dafür gibt es allerdings keine Garantien.

Während es in herkömmlichen Kriegen der letzten Jahrhunderte hauptsächlich staatliche Streitkräfte (in heutiger Terminologie reguläre Streitkräfte genannt) waren, die Kriege ausfochten, sind es in der Gegenwart andere Akteure, die häufig das Kriegsgeschehen bestimmen. Die überlieferten Kriegsbilder von einem „konventionellen“ Krieg großer Massenarmeen müssen korrigiert werden. Im Vordergrund taktischer, operationeller und strategischer Überlegungen und Befürchtungen stehen andere Kriegsformen: Terroranschläge, Bürgerkriege, ein Mix aus Gewalt lokaler Warlords und Milizen mit der Beimischung grenzüberschreitender Kriminalität, Einsätze von Söldnern und privaten Sicherheitsfirmen mit unterschiedlichen Auftragsgebern oder der organsierte Einsatz von deep fake-Propaganda und Attacken aus dem Cyberraum zwecks Lahmlegung empfindlicher Teile der gegnerischen Infrastruktur. Wenn für die Kriegführung die nichtmilitärischen Mittel einen deutlich höheren Stellenwert als früher aufweisen und in einigen Fällen auch höhere Durchschlagskraft als militärischer Waffengebrauch haben, spricht man von hybrider Kriegführung.

Dies alles zusammengenommen ergibt somit das erste Merkmal gegenwärtiger Kriege, auch wenn es manche Phänomene aktueller Kriegführung ansatzweise schon früher gab. Auch war es nie so, dass sich alle Kriegsparteien jederzeit an die geltenden Regeln gehalten haben. Aber dass Irregularität gewissermaßen zur asymmetrischen Normalität kriegerischer Auseinandersetzung geworden ist, das ist neu und stellt vor allem die an die Vorschriften des Kriegsvölkerrechts gebundenen Streitkräfte vor große Probleme.

Das zweite Merkmal gegenwärtiger Kriege ist der inklusive Waffengebrauch bei den Kampfhandlungen. In den Kriegen der Gegenwart werden neben den allermodernsten Waffen zugleich auch solche eingesetzt, die es schon sehr lange gibt. Auf der einen Seite gibt es also überaus teure Waffen- und Aufklärungssysteme mit hochkomplizierter elektronischer Ausstattung, die nur Spezialisten beherrschen, auf der anderen einfach zu bedienende Handfeuerwaffen, leichte Artilleriegeschütze, handliche Luftabwehrraketen, ferner Transporthubschrauber, Panzergeschütze und Landminen. In manchen Kriegen kann man sogar beobachten, wie alles zum Einsatz kommt, was sich irgendwie zu einer Waffe umfunktionieren lässt, etwa Macheten, Knüppel oder Baseballschläger. Modernste rüstungstechnologische Innovationen schließen überkommene Formen der Gewaltanwendung keineswegs aus. Das Spektrum an Waffen und Kampfmitteln hat sich im Lauf der Zeit verbreitert; überlieferte taktische und operative Grundsätze verlieren dadurch jedoch nicht oder nur teilweise ihre Gültigkeit. Sie werden ergänzt und den neuen Möglichkeiten angepasst. Im Übrigen darf auch nicht übersehen werden, dass die seit 1945 nur noch als (allerdings hochbedeutsame) politische Waffen angesehenen und im Ost-West-Konflikt nach vielen diplomatischen Mühen rüstungskontrollpolitisch eingehegten Nuklearwaffen in mindestens neun Ländern weiterentwickelt und für mögliche Einsätze vorbereitet werden. Zum „Atomclub“ gehören heute neben den USA, Russland, der Volksrepublik China, Frankreich und Großbritannien auch Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea.

Abschuss eines DroneDefenders während der Operation Northern Strike in Camp Grayling, Michigan, am 14. August 2022. Der DroneDefender verfügt über eine Technologie zur Verteidigung gegen unbemannte Flugzeugsysteme. Spc. Olivia Lauer/CC BY 2.0 via flickr.com
Abschuss eines DroneDefenders während der Operation Northern Strike in Camp Grayling, Michigan, am 14. August 2022. Der DroneDefender verfügt über eine Technologie zur Verteidigung gegen unbemannte Flugzeugsysteme.

Aktuelle rüstungstechnologische Innovationen

Auch hier gilt, dass es keine strikte Trennlinie zwischen dem zivilen und dem militärischen Sektor gibt. Ebenso, dass im Erscheinungsbild gegenwärtiger und künftiger Kriege trotz vieler, vor einer Generation noch undenkbarer Entwicklungen in der Rüstungstechnologie auch die herkömmlichen Waffen und Kampfmittel, je nach den näheren Kriegsumständen, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.

Schon vor dem Ende des 20. Jahrhunderts vollzog sich, was im angelsächsischen Sprachgebrauch als Revolution in Military Affairs (RMA) bezeichnet wird. Gemeint sind damit vor allem die Auswirkungen der sich in großen Sprüngen weiterentwickelnden Computertechnologie auf die Planung und Durchführung militärischer Operationen. Im „elektronischen Zeitalter“ verbesserten sich so die Präzision der Aufklärung über große Entfernungen und die Steuerungsmöglichkeiten weitreichender Waffen. Seit Beginn dieses Jahrhunderts sind solche Entwicklungssprünge womöglich noch dramatischer geworden, was beträchtliche Veränderungen im Militärwesen bewirkt hat. Betroffen sind die Bereiche Führung, Kontrolle, Kommunikation, Computersysteme, Nachrichtenwesen, Überwachung und Aufklärung. All dies kommt schon jetzt im Kriegsalltag vor und wird in naher Zukunft noch weiter in den Vordergrund rücken.

Die wichtigsten rüstungstechnologischen Innovationen finden im Kontext der weiter vorangetriebenen Digitalisierung statt. Die rasante Entwicklung von militärischen Anwendungsbereichen für Künstliche Intelligenz ist dabei, eine neue Kriegswirklichkeit für Soldaten wie für Zivilisten zu schaffen. Wie dramatisch solche Veränderungen sein können, lässt sich an dem Aufstieg unbemannter militärischer Systeme ablesen, unter denen die seit ein paar Jahren in vielen Kriegszonen eingesetzten Drohnen am bekanntesten sind. Zusammen mit den neu entwickelten Hyperschallwaffen (wie der russischen Hyperschallrakete Kinschal) sind es vor allem die in der Fertigung vergleichsweise billigen und ganz unterschiedlich konfigurierbaren Drohnen, die auf vielen Kriegsschauplätzen der Gegenwart Furcht und Schrecken verbreiten. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 haben amerikanische Streitkräfte Drohnen für gezielte Tötungen von zuvor identifizierten Terroristen in Ländern wie Pakistan oder Jemen eingesetzt. Inzwischen produzieren viele Länder Drohnen für ihre eigenen (oder als Exportgut für andere) Streitkräfte. In großer Zahl wurden Drohnen erstmals im Herbst 2020 in dem Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Region Bergkarabach eingesetzt. Viele Experten sehen den aserbaidschanischen Einsatz der aus der Türkei bezogenen Drohnen als ausschlaggebend für die militärische Niederlage der Streitkräfte Armeniens an. Dass Drohnen auch bei der Aggression Russlands gegen die Ukraine sowie bei deren Verteidigung eine hochwichtige Rolle spielen, erfahren wir täglich neu aus den Berichten über das dortige Kriegsgeschehen.

 

Konsequenzen für den Westen, für Europa und für Deutschland

Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts haben westliche Mächte, vor allem auch die USA, mit diplomatischem, wirtschaftlichem, auch mit militärischem Nachdruck versucht, das auf der Geltung der Menschenrechte, auf politischen Freiheitsregeln, marktwirtschaftlich geprägten, prinzipiell weltweiten Wirtschaftsbeziehungen und Konfliktdeeskalation beruhende westliche Ordnungsmodell global durchzusetzen. Dies gelang nicht. Der Aufstieg des internationalen, vor allem islamistischen Terrorismus konnte nur wenig gebremst werden. Friedenschaffende Konzepte wie Human Security, humanitäre Intervention oder Responsibility to Protect (R2P) brachten nicht die erhofften Erfolge. Der Krieg in Afghanistan (2001–2021), das Scheitern des Arabischen Frühlings (2011–2014), die immer komplexer werdenden Konfliktverhältnisse im Nahen Osten oder die Welle der blutigen Bürgerkriege auf dem afrikanischen Kontinent, all das hat in den letzten Jahren den Eindruck in vielen Ländern des „globalen Südens“ verstärkt, der Westen sei im Niedergang begriffen. Als weltpolitische Aufsteiger. bzw. Wiederaufsteiger betrachten sich hingegen eher anti-westlich ausgerichtete Regime wie die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

In der Tat sind die Probleme der sich dem „Westen“ zurechnenden und seinen Ordnungswerten verbundenen Staaten in den letzten Jahren auf zwei miteinander verbundenen Ebenen angewachsen. Erstens intern: der multinationale Zusammenhalt westlicher Staaten hat sich gelockert, weil viele Regierungen ihre politischen Prioritäten zugunsten eines eher unilateralen Nationalismus verschoben haben. Das bewirkte allerdings nicht die Stärkung des nationalen Zusammenhalts, vielmehr soziale Zersplitterung und Polarisierung. Zweitens extern: die für den Westen dürftige militärische Bilanz des Afghanistan-Krieges und des Auftretens westlicher Mächte in den Bürgerkriegen Syriens und Libyens hat anti-westliche Akteure ermutigt, ihre politischen Ziele mit militärischen Mitteln anzustreben. So wurden in letzter Zeit westliche Truppen nach und nach aus dem subsaharischen Afrika herausgedrängt. Zwei krasse Beispiele für eine anti-westlich ausgerichtete militärische Selbstermächtigung sind der Überfall der Hamas auf Israel Anfang Oktober 2023 und die völkerrechtswidrigen Angriffe des Kremls auf ukrainische Territorien: erst 2014 die Annexion der Krim, anschließend der niedrigschwellige Hybridkrieg in den östlichen Teilen der Ukraine und schließlich seit Februar 2022 der Überfall auf die Ukraine insgesamt.

Immerhin hat diese Ereigniskette in den westlichen Staaten und im nordatlantischen Bündnis NATO den Anstoß für ein politisch-militärisches Umdenken gegeben. Die militärische Unterstützung der Ukraine kann man gewissermaßen als Lackmus-Test für die Verlässlichkeit westlicher und vor allem auch europäischer Verteidigungsfähigkeit gegen einen skrupellosen Aggressor ansehen. Dieser Test ist noch lange nicht bestanden. Aber die vermehrten Anstrengungen zur Stärkung westlicher Verteidigung und die militärstrategische Neuausrichtung der europäischen Streitkräfte auf den Schwerpunkt der Landes- und Bündnisverteidigung im NATO-Rahmen, das sind zumindest Anzeichen eines geschärften Sinns für die Bedrohungslage. Ob sich eine von der Sache her unbedingt gebotene engere Kooperation der Streitkräfte der EU-Staaten endlich über das Niveau von Ankündigungen und vergessenen Versprechungen bewerkstelligen lässt, muss gegenwärtig offenbleiben.

Besonders schwer tut sich Deutschland mit den neuen Kriegsrealitäten. Das liegt nicht zuletzt am Fehlen eines über den kleinen Kreis der sicherheits- und militärpolitischen Experten hinausreichenden Strategie-Diskurses in Regierung, Parlament und Öffentlichkeit. Dabei ist eine breite Aufklärung über die Vielfältigkeit des Kriegsgeschehens der Gegenwart und die komplexen Sicherheitsbedrohungen der eigenen Gesellschaft von hoher Dringlichkeit.     

Wilfried von Bredow ist emeritierter Professor für Außen- und Sicherheitspolitik an der Universität Marburg.

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