Es war am 18. Mai 1848, als sich in der Frankfurter Paulskirche die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments versammelten, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaates zu beraten. Die Ideale und Ziele dieser mutigen Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat sind aktueller denn je – in einer Zeit, in der weltweit genau diese Werte zunehmend durch Autokratie und Populismus bedroht werden.
Unter ihnen war auch Adam von Itzstein, ein Wegbereiter der deutschen Demokratiebewegung des Vormärz, dessen Name untrennbar mit Hallgarten verbunden ist. In seinem dort befindlichen Hofgut trafen sich in den Jahren 1832 bis 1848 Liberale und Demokraten, der sogenannte „Hallgartenkreis“.
Das nun bevorstehende 175-jährige Jubiläum des Einzugs der deutschen Nationalversammlung in die Frankfurter Paulskirche nahmen die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. zum Anlass, das mutige Engagement dieser Freiheitsbewegung im Rahmen einer Veranstaltung an historischem Ort, dem Hofgut Adam von Itzstein, zu würdigen. Die heutige Eigentümerin des Hofgutes, Dr. Gabriele Willner, öffnete zu diesem Zweck fast 100 Gästen aus der Rhein-Main-Region ihre Türen.
Nach der Begrüßung durch die Hausherrin und einem Grußwort der Hessischen Landesregierung, überbracht von Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz, würdigte Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Vorsitzender des Vorstandes der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, zu Beginn die Bedeutung des Ortes und das Vermächtnis der liberalen Freiheitskämpfer: „Hallgarten ist - wie Hambach - ein mythischer Ort für den Liberalismus. Adam von Itzstein, selbst ein hochangesehener Liberaler im badischen Landtag, hat hier in seinem Weingut große liberale Persönlichkeiten zusammengebracht. Sie deckten die ganze künftige Spannbreite der entstehenden Freiheitsbewegung ab: von Friedrich Hecker und Johann Jacoby bis zu Robert Blum und Friedrich Daniel Bassermann. Sie wurden zu zentralen Gestalten der Revolution von 1848 und haben dafür zum Teil teuer bezahlt, Robert Blum sogar mit seinem Leben. Es ist ein großartiges Erbe, auf das wir Liberale stolz sind. Hallgarten gehört in die Lehrbücher der deutschen Demokratie - mehr noch als bisher geschehen.“
Der frühere Bundestagspräsident und Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung Prof. Dr. Norbert Lammert verwies in seiner Keynote auf die eindrucksvolle Freiheits- und Demokratiegeschichte Deutschlands, die nicht erst in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen hat. „Ihre Anfänge lassen sich spätestens in den Auswirkungen der französischen Revolution auf die damals ganz unterschiedlich verfassten deutschen Territorialstaaten erkennen, die über das Wartburgfest und das Hambacher Fest bis zur Frankfurter Paulskirche geführt haben – dem am Ende gescheiterten Anlauf zur Etablierung einer demokratischen Ordnung in einem deutschen Nationalstaat.“ Die Erinnerung an die Ereignisse 1848 hob Lammert als unverzichtbaren Bestandteil des Selbstverständnisses unseres Landes hervor: „Der Versuch, vor 175 Jahren Demokratie und Nationalstaat gleichzeitig zu realisieren, war offenkundig zu ehrgeizig. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass es unsere Verfassung, das Grundgesetz mit seinem Katalog einklagbarer Grundrechte, ohne die Frankfurter Paulskirchenverfassung gar nicht gäbe – obwohl oder vielleicht auch gerade weil diese nie in Kraft getreten ist“, führte Lammert aus.
In seinem Schlusswort dankte Dr. Wolfgang Gerhardt, Ehrenvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Hausherrin Dr. Gabriele Willner, für ihr Engagement zu der Veranstaltung und damit das Angebot für viele Gäste einen Ort der Demokratiegeschichte Deutschlands zu erleben. Angesichts der weltweiten Gefährdung von Menschenrechten komme es auf den Zusammenhalt von Demokraten an. Albert Einstein habe die Herausforderung mit dem Satz beschrieben, dass die Welt nicht nur von denen bedroht sei die böse sind, sondern auch von denen, die dem Bösen nicht entgegentreten.
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