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Die weltraumbasierte Infrastruktur um unseren Planeten leistet vielfältige und überaus wichtige Aufgaben, welche zum Funktionieren hochmoderner Industriegesellschaften unabdingbar sind. Dies gilt nicht nur für ein fehlerfreies Funktionieren von Energieversorgung, Geldautomaten, Navigation oder Börsenhandel: Ohne die über Satelliten gewonnen Daten sind auch globaler Verlauf und regionale Folgen des Klimawandels bedeutend schwerer zu erfassen. Das zuverlässige und nachhaltige Funktionieren dieser weltraumbasierten Infrastruktur zu gewährleisten ist damit in vielerlei Hinsicht überlebenswichtig für die menschliche Zivilisation. Gleichzeitig geht die Bedeutung des Weltraums für die Menschheit über die reine Nutzung von Satelliten zu politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder militärischen Zwecken hinaus, wie die konkreten Initiativen zur Entwicklung von Weltraumtourismus oder Astrobergbau, staatlichen Plänen für eine prestigeträchtige Rückkehr des Menschen zum Mond oder privatwirtschaftliche Aktivitäten zur Kolonialisierung des Mars verdeutlichen.
Parallel steigt mit wachsender Abhängigkeit von Weltraumressourcen das Potenzial, über ihre strategische technologische Kontrolle auch Einfluss auf von ihnen abhängigen Menschen, Institutionen, Systeme und Staaten auszuüben. Die zuständigen Bundesministerien sehen Raumfahrt daher als ein wesentliches strategisches Feld für die Zukunft. Deutschland verfolgt im Weltraum u.a. das strategische Ziel, künftigen Generationen die langfristige Nutzbarkeit dieser neben Land, Wasser, Luft und dem Cyberraum fünften räumlichen Sphäre menschlicher Existenz zu erhalten.
Dieses überaus bedeutsame und gleichwohl schwierige Unterfangen muss angesichts der Entstehung einer globalen Weltraumindustrie, einer lückenhaften Verrechtlichung und einer zunehmenden Versicherheitlichung des Weltraums im Rahmen eines Space Race 2.0 unter ganz besonderen Rahmenbedingungen verfolgt werden. Studien verdeutlichen darüber hinaus, dass die deutsche und europäische Abhängigkeit von weltraumbasierter Infrastruktur für Kommunikation, Datenerfassung und Krisenreaktion in absehbarer Zukunft noch weiter zunehmen dürfte. Angesichts dieser umfassenden, komplexen Entwicklung sind Deutschland und Europa gut beraten, sich auf eine stärker von Wettbewerb geprägte und konfliktreichere Weltraumlage vorzubereiten, um nicht ins astropolitische Hintertreffen bspw. gegenüber den aktiven Weltraummächten China und Russland zu geraten.
Die Ringvorlesung möchte wesentliche Kernfelder des Weltraums als Wirtschafts-, Lebens- und Wettbewerbsraum im 21. Jahrhundert mit Fachvorträgen von Expertinnen und Experten aufgreifen und in den anschließenden Diskussionen dazu beitragen, die öffentliche Auseinandersetzung mit dem strategischen Zukunftsthema Weltraum in Deutschland zu verstärken.
Fühlen Sie sich herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Programm
26.04.2023 | Astropolitik. Die neue strategische Rivalität im Weltraum | PD Dr. Antje Nötzold
03.05.2023 | Geschichte der Raumfahrt | Dr. Hendrik Fischer
10.05.2023 | Regeln für das Vakuum. Die Verrechtlichung des Weltraums | Dr. Christoph Beischl
17.05.2023 | Hindernisse und Chancen für eine effektive Rüstungskontrolle im Al | Prof. Dr. rer. nat. Götz Neuneck
24.05.2023 | Sustainable Space. Weltraumschrott als Umweltproblem | PD Dr. Daniel Lambach
07.06.2023 | Der Weltraum als Wirtschafts- und Innovationstreiber | Dr. Arne Gausepohl
14.06.2023 | Lehren aus dem Ukraine-Krieg: Der Weltraum als Teil moderner Kriegführung | Juliana Suess
28.06.2023 | Deutschlands Raumfahrt 2040 | Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. pol. habil. Michael Lauster
05.07.2023 | Europas Zukunft im Weltraum | Dr. Gilles Rabin
12.07.2023 | Panelgespräch „Das All als Zukunfts(t)raum der Menschheit“ | Gerhard Thiele (tbc) | Katja Grünfeld | Arne Sönnichsen